Fünf Freunde – John Cage, Merce Cunningham, Jasper Johns, Robert Rauschenberg, Cy Twombly.
Museum Brandhorst. Theresienstr. 35a, München.
Dienstag bis Sonntag 10.00 bis 18.00 Uhr, Donnerstag bis 20.00 Uhr.
Bis 17. August 2025.
www.museum-brandhorst.de
Die Werke von John Cage gelten ja gerne mal als sperrig. Dass das nicht so sein muss, beweist der Mitschnitt einer italienischen TV-Show, in der der US-amerikanische Komponist und Künstler 1959 sein Werk „Water Walk“ uraufgeführte. Da sieht man Cage mit Spielzeugfisch, Gießkanne und Gummiente hantieren. Womit er das Publikum zum Lachen bringt, als wäre es eine Show mit Rudi Carrell. In Cages Biografie mag das nur eine Skurrilität sein. Sie lehrt einen aber trotzdem, noch einmal anders auf sein Werk zu blicken. So wie es auch der Ausstellung gelingt, in der der TV-Ausschnitt gezeigt wird. „Fünf Freunde“ heißt die höchst aufschlussreiche Schau im Münchner Museum Brandhorst, deren Titel einen aufgrund kindlicher Prägung erst mal an Enid Blyton denken lässt.
Gemeint sind aber die befreundeten Avantgardisten John Cage, Merce Cunningham, Jasper Johns, Robert Rauschenberg und Cy Twombly. Die verband nicht nur die Suche nach neuen Formen und eine zeitweise enge Zusammenarbeit, sondern teils auch innige Liebe. Eine Art Dreh- und Angelpunkt spielten dabei die Bühnenwerke des Tänzers und Choreografen Cunningham. Cage fungierte da zunächst von 1953 an als musikalischer Direktor, ein Jahr später wurde Rauschenberg künstlerischer Leiter, dessen Rolle 1967 wiederum Johns übernahm. So ist der Merce Cunningham Dance Company auch der größte Raum der Ausstellung gewidmet, die insgesamt mehr als 180 Kunstwerke sowie Bühnenbilder, Kostüme, Musik, Fotos, Archivalien und Filmaufnahmen präsentiert.
Möglich wurde das durch eine Kooperation mit dem Kölner Museum Ludwig, das viele zentrale Werke von Johns und Rauschenberg besitzt. Das Museum Brandhorst selbst kann mit einer großen Sammlung an Werken von Twombly wuchern. Angefangen in den 1940ern werden dabei drei Jahrzehnte US-amerikanischer Kunstgeschichte abgesteckt und zudem gesellschaftliche und politische Entwicklungen in den Blick genommen. Dabei geht es nicht zuletzt auch um queere Existenzen im damals zum Teil sehr prüden, antikommunistischen Amerika. Ein Thema, das in zahlreichen Werken zu spüren ist.
Zunächst aber ist da erst mal die Stille. Die fand in Cages „Lecture on Nothing“ von 1949 ihre Grundlage. Zwei Jahre später legten Rauschenberg und Twombly mit ihren geistesverwandten „White Paintings“ nach, worauf wiederum Cage mit seinem berühmten Musikstück 4‘33‘‘ reagierte. Knapp fünf Minuten Stille, die auch auf der lohnenswerten Spotify-Playlist zur Ausstellung sind. Deren QR-Code findet man bei den Schließfächern und, ja, in den Toiletten. Dem Black Mountain College gilt deshalb ein Kapitel, weil dort Cage und Cunningham 1952 auf das Paar Twombly und Rauschenberg trafen. Ein wegweisender Moment. Dokumentiert ist das unter anderem durch Fotos von Rauschenberg. Auch von Twomblys und Rauschenbergs Reisen nach Italien, Spanien und Nordafrika gibt es Bilder. Bald darauf entstehen Rauschenbergs „Red Paintings“ und Combines, bei denen er Malerei, Skulptur, Zeichnung und Fotografie kombiniert. Mit „Bed“ von 1953 ist auch sein vielleicht berühmtestes zu sehen. Zu „Bed“ gehören ein Kissen und eine Steppdecke. Rauschenberg nannte es „ein Bouquet einiger der schönsten Momente im Bett“. Twomblys Gemälde dieser Zeit erinnern durch ihre Zeichenhaftigkeit teils an Cages Partituren. Bei den Kostümen und Bühnenbildern stechen etwa die gemalten Maschinen hervor, die Rauschenberg für Cunninghams Choreografie „Walkaround Time“ schuf. Mit Johns’ Target-Bildern wird es politisch. Oder mit Rauschenbergs riesigem Siebdruckgemälde „Axle“, in dem er Fotos von John F. Kennedy eingearbeitet hat. Wie die Künstler in den 1970ern zur Natur fanden, ist ebenfalls Thema. Dokumentiert ist das unter anderem durch Cages zen-buddhistische Zeichen-Serie „Ryoanji“. Die fünf Freunde hatten zu der Zeit bereits mehrere Zerwürfnisse hinter sich. Aber wie die Intimität im Video mit Cage, Cunningham und Rauschenberg von 1987 am Ende nahelegt: Als Männer und Künstler standen sie sich auch da noch ziemlich nahe.