Emily Jones
Kunstverein Schwerin, Spieltordamm 5, Schwerin.
Mittwoch bis Sonntag 15.00 bis 18.00 Uhr.
21. Juni bis 17. August 2025
www.kunstverein-schwerin.de
[—artline>Nord] Auch in einer regulierten Welt gibt es Zustände, die sich einer klaren Regelung entziehen. Das ist dann ein Problem, wenn einzelne Personen oder Staaten diese Lücke entdecken, für eigene Zwecke nutzen und dadurch Tatsachen schaffen. Die Frage etwa, wem der Orbit bis 35.000 Kilometer über der Erdoberfläche gehört, ist angesichts des Umstands, dass 2024 knapp zwei Drittel aller aktiven Satelliten ihre Bahnen unter dem Logo von Elon Musks SpaceX zogen, eher rhetorisch. Die rechtlichen Mittel, der Inbesitznahme gemeinschaftlicher Ressourcen durch Einzelne etwas entgegenzusetzen, sind begrenzt, die Mittel zur Durchsetzung fehlen, immer wieder auch der politische Wille. Dennoch gibt es im Internationalen Recht einen Konzept, das den Tiefseegrund, die Antarktis, den Mond oder die Atmosphäre zu Commons erklärt und durch Gesetze als Gemeinsames Erbe der Menschheit schützt. Demnach können diese Zone nicht besessen, sondern lediglich verwaltet werden, für künftige Generationen.
Der britischen Künstlerin Emily Jones (*1987) liefert dieses Konzept wichtige Ansatzpunkte für ihre Arbeit. In einer Performance, die sie 2022 im dänischen Lyngby mit mehreren Beteiligten aufführte, spürte sie so der Frage nach, wie aus Gemeinsamkeit kollektive Verantwortung entsteht und wie diese produktiv gemacht werden kann für den Schutz einer Lebenswelt, die noch nicht existiert. „Antarctica from Space“ speiste sich aus einer denkbar unwahrscheinlichen Konfrontation von Gesetzesprosa, Homöopathie, Traumaforschung und persönlicher Erfahrung.
Auch ihre Soloschau im Kunstverein Schwerin wird um Fragen des Zusammenlebens kreisen, nun aus der Perspektive des Lernens und des Verlernens, vor allem von Handlungsroutinen. Ausgehend von ihrer jüngsten künstlerischen Forschung zu alternativen Bildungsinstitutionen und -modellen will Emily Jones hier unter dem Titel „We’re doing alien’s milk aren’t we“ einen experimentellen Möglichkeitsraum gestalten, der laut Pressemitteilung „Objekte und Akteur:innen in ein neuartiges, relationales Gefüge überführen“ soll. Dass sich hinter dieser kryptischen Ankündigung eine kurzweilige Ausstellung mit klarem Bekenntnis zur DIY-Ästhetik und einem eigenwilligen Interesse an Science-Pop-Phänomenen wie der Egg Drop Challenge verbirgt, ist typisch für Jones’ Hang zur Camouflage als Strategie, um der Gefahr allzu klarer Zuschreibungen und fixer Interpretationen zu entkommen. Unterstützt wird sie dabei unter anderen von den jugendlichen Schauspieler:innen des Starter Clubs am Mecklenburgischen Staatstheaters.