Jojo Gronostay: Dead Signs – Leere Zeichen
Museum für Kunst und Gewerbe, Steintorplatz, Hamburg.
Dienstag bis Sonntag 10.00 bis 18.00 Uhr, Donnerstag 10.00 bis 21.00 Uhr.
[—artline>Nord] Der deutsch-ghanaische Künstler Jojo Gronostay (*1988) war zuletzt Resident des Fonds für Junges Design im Museum für Kunst und Gewerbe (MKG). Er hat in Wien und Paris Kunst und Fotografie studiert sowie zuvor Mode – was ihn als Fach nicht interessierte, aber als Idee und Diskurs bis heute nicht losgelassen hat. So gaben ihm die Märkte in Ghanas Hauptstadt Accra, auf denen zuhauf Second-Hand-Kleidung aus Europa zu finden ist, mehr als einen Anstoß, die Symbolik und Materialität von Kleidung zu thematisieren und zu hinterfragen. Er entwickelte das Label „Dead White Men´s Clothes“ (DWMC), was sich in Ghana aus dem geflügelten Wort „Obroni Wawu“, zu Deutsch etwa: „Kleidung toter Weißer“, herleitet. Gronostay gab der so erworbenen Kleidung also dieses Label und zeigte es in Ausstellungen – als Kunst, als Mode, präsentiert im diffusen Raum zwischen White Cube und Modesalon. Ebenso aus diesem Kontext hat er seine „Brutalism“-Fotoserie entwickelt: Hohe Absätze von High Heels – paarweise ohne die dazugehörigen Schuhe verkauft – werden zu architektonisch anmutenden Fotomotiven und vertuschen so auf surreale Weise ihre ursprüngliche Funktion. In einer weiteren Fotoserie stellt er den strukturellen Rassismus in der Modefotografie auf hintergründige Weise aus.
Jojo Gronostay weiß, dass Kleidung und Design nicht voneinander zu trennen sind. Nicht zufällig atmet die Ausstellungsarchitektur seiner Hamburger Schau Shop-Atmosphäre. Auf Kleiderständern und in Vitrinen präsentiert er seine T-Shirts oder Caps mit DWMC-Label wie zum Verkauf. Zugleich nutzt er die in der Mode viel diskutierten Fragen des Re- oder Upcyclings, um auf verschiedene Weise die asymmetrischen Machtverhältnisse zwischen Europa und dem afrikanischen Kontinent zu adressieren. Darüber hinaus erweitert Jojo Gronostay sein Referenzfeld der Bedeutungen, wenn er mit den kleinen Abzügen von „African Textile Scans“ Muster von Damast-Stoffen zeigt, die ein österreichischer Hersteller für den Markt in Westafrika entwirft und damit das Design und Wert- und Formvorstellungen dort beeinflusst und nicht zuletzt Identität prägt.