Biennale für Freiburg 3: Happy Place.
Diverse Orte, Freiburg.
5. Juni bis 27. Juli 2025.
Kazis Arbeiten werden im Kunstverein Freiburg zu sehen sein.
Monika Emmanuelle Kazi.
Palais de l’Athénée – La Salle Crosnier, Rue de l’Athénée 2, Genève.
9. Mai bis 7. Juni 2025.
www.societedesarts.ch
www.philippzollinger.com
Eine der Spiegelarbeiten, die Monika Emmanuelle Kazi 2022 in ihrer Zürcher Galerie ausstellte, bildet die Form einer Denkblase, wie sie in Comics aus den Köpfen grübelnder Menschen steigt. Ein schemenhaft darauf zu erkennendes Bild zeigt Kazis Eltern vor weitläufiger Landschaft mit Palme am Horizont. Es stammt von ihr selbst, Anfang der 2000er Jahre aufgenommen, mit den Augen der Jugendlichen, ebenso wie die anderen Fotografien, die ihr als Vorlage für die Spiegelobjekte der Serie „If you want to see the one?“ dienten. Die Intimität der Blicke und des Titels lassen an entspannte Familiennachmittage auf dem Sofa denken, die Fotoalben auf dem Boden verstreut, die Zeit weit in die gemeinsame Vergangenheit gedehnt.
Monika Emmanuelle Kazi erkundet in ihrer künstlerischen Praxis die Schatten der Erinnerung, die Körper in häuslichen oder anders vertrauten Umgebungen hinterlassen und in denen sich auf subtile Weise das Persönliche mit dem Globalen und das Private mit dem Politischen verknüpft. Ihre Spurensuche ist eng verbunden mit ihrer diasporischen Identität. 1991 in Paris geboren, wuchs sie in Frankreich und in Pointe-Noire in der Republik Kongo auf, bevor sie nach Genf zog, wo sie heute lebt. Nach einer Ausbildung zur Innenarchitektin studierte sie ab 2015 Kunst an der HEAD Genève, machte 2021 ihren Master und wurde für ihre Abschlussarbeit mit dem Prix HEAD ausgezeichnet.
Die Ausstellung, in der Kazi ihre Spiegelarbeiten zeigte, trug den Titel „Room With a View“. Im Zentrum stand ein faltbares Fensterobjekt aus im Kongo geschlagenem Tropenholz. Flankiert wurde der Fensterrahmen von zwei Flügeln aus geschnitztem Blattwerk, die – hätte man sie zugeklappt – alles andere als die versprochene Aussicht geboten hätten, sondern lediglich deutliche Blickbarrieren. An der Wand daneben hingen Ketten aus Ringen von Schlüsselanhängern, die fliegende Händler in Paris mit Mini-Eiffeltürmen aus Metall und anderen Souvernirs an Touristen verkaufen. Ein markantes Bild: Migrierende und Reisende feilschen um den Preis für das Wahrzeichen einer Stadt, in der beide nicht zuhause sind.
Doch was genau meinen wir eigentlich, wenn wir von Zuhause sprechen? Für Kazi beschreibt der Begriff einen vagen Ort zwischen Innen und Außen, Unterwegssein und Ankommen, Herkunft, Heimat und temporärem Aufenthalt. Der Spiegel ist dafür durchaus eine passende Metapher. „Spiegel lehren, dass jedes Bild die Existenz einer Form jenseits ihres Ortes ist“, schreibt der italienische Philosoph Emanuele Coccia in seinem Essay „Sinnenleben“. „Jede Form und jedes Ding, der oder dem es gelingt, jenseits ihres oder seines Ortes zu existieren, wird zum Bild“. Monika Emmanuelle Kazi reichert diese Bilder mit Geschichte an und öffnet den Blick für die Zeitlinien, die sie durchziehen und aus dem Biografischen in die größere, historische Erzählung führen. Einige Arbeiten aus „Room With a View“ werden nun an der Biennale für Freiburg 3 zu sehen sein, die unter dem Titel „Happy Place“ verschiedene historische und zeitgenössische Dynamiken des Tourismus untersucht. Zeitgleich zeigt Kazi in der Genfer Societé des Arts neue Arbeiten aus ihrer Serie der „ISO-objects“.