Margret Eicher, BATTLE: RELOADED. Tapisserien für Gamer*innen und Action-Fans

Margret Eicher, BATTLE: RELOADED, 2022, Detail der Installationsansicht Museum Schloss Gottorf, Schleswig, © VG Bild-Kunst, Bonn, 2025
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11. Oktober 2025
Text: Julia Lucas

Margret Eicher, BATTLE: RELOADED.

Museum Schloss Gottorf, Schlossinsel 1, Schleswig.
Dienstag bis Freitag 11.00 bis 17.00 Uhr, Samstag bis Sonntag 11.00 bis 18.00 Uhr.
Bis 2. November 2025.

schloss-gottorf.de

Margret Eicher, BATTLE: RELOADED, 2022, Detail der Installationsansicht Museum Schloss Gottorf, Schleswig, © VG Bild-Kunst, Bonn, 2025
Margret Eicher, BATTLE: RELOADED, 2022, Detail der Installationsansicht Museum Schloss Gottorf, Schleswig, © VG Bild-Kunst, Bonn, 2025

[—artline>Nord] Auf Schloss Gottorf, im Rahmen der Ausstellung „Wikingerdämmerung“, entfaltet sich Margret Eichers monumentale Tapisserie „BATTLE: RELOADED“ als raumgreifendes Panorama von 30 Metern Länge. Wer den Saal betritt, wird unweigerlich hineingezogen in ein überwältigendes Geflecht aus Figuren, Symbolen und Szenen. Was auf den ersten Blick an höfische Wandteppiche erinnert, erweist sich als furioses Welttheater unserer Gegenwart.

Die in Berlin lebende Konzeptkünstlerin verbindet seit Jahrzehnten digitale Collagen mit einem traditionsreichen Medium: In belgischen Werkstätten werden ihre Entwürfe nach dem Jacquard-Verfahren gewebt. Das Ergebnis nennt sie „Medientapisserien“. Indem sie die ehrwürdige Anmutung höfischer Textilien mit hyperrealen Bildwelten der Pop- und Medienkultur konfrontiert, öffnet sich ein Spannungsfeld zwischen Geschichte und Gegenwart, zwischen Dauer und Flüchtigkeit.

In „BATTLE: RELOADED“ marschieren Spiderman, Lara Croft, Lady Gaga oder die Ninja Turtles ebenso auf wie King Kong, Batman oder Julian Assange. Zwischen diesen Protagonisten blitzen Szenen von Flucht, Krieg und Zerstörung auf. Ausgangspunkt ist der berühmte Teppich von Bayeux, der im 11. Jahrhundert die normannische Eroberung Englands in 58 Szenen darstellte. Eicher greift nicht nur das Format, sondern auch die Struktur auf: Wie einst in Hastings stehen sich Heere gegenüber, doch heute sind es die Ikonen einer globalisierten Medienwelt, die unsere Wahrnehmung prägen.

Die Tapisserie ist dabei weit mehr als eine Collage der Bilderflut. Sie verweist auf stereotype Rollenbilder, auf Pathosformeln der Heldenverehrung, auf die Ästhetik der Macht. Indem Eicher diese Motive lustvoll überhöht und gleichzeitig verfremdet, nimmt sie ihnen ihre Selbstverständlichkeit und öffnet neue Lesarten. Gerade in der textilen Umsetzung entsteht ein irritierender Kontrast: Das aus der Zeit gefallene Medium der Tapisserie wird zur Projektionsfläche für digitale Mythen und politische Konflikte.

So gelingt Margret Eicher ein Werk, das Monumentalität mit Medienkritik verbindet. „BATTLE: RELOADED“ ist ein Panorama der Gegenwart, das Popkultur und Krieg, Geschichte und Gegenwart, Fiktion und Realität verwebt. Auf Schloss Gottorf erscheint diese Tapisserie wie ein Spiegel unserer Zeit – schillernd, überbordend, verstörend und zugleich faszinierend. Wer sich darauf einlässt, erlebt ein Kunstwerk, das nicht nur gesehen, sondern geradezu durchschritten werden will.