Anjesa Dellova

Anjesa Dellova
Anjesa Dellova, PASSAGES, 2025, Installationansicht Galerie Sans Titre, Paris, Foto: Pauline Assathiany
Porträt
14. Juni 2025
Text: Annette Hoffmann

Anjesa Dellova bei den Swiss Art Awards, Messe Basel, Halle 1.1.
17. bis 22. Juni 2025.
swissartawards.ch

Dellova
Anjesa Dellova, Lock me in a box, 2024, Westfälischer Kunstverein Münster, Foto: Hanna Neander

Welche Farbe tragen unsere Erinnerungen? Denken wir in Technicolor zurück oder legt sich ein leichter Sepiaton über alles, was einmal war? Anjesa Dellova (*1994) hat sich für die Monochromie entschieden. Die Farbe wählt sie intuitiv. Hellere Töne sind eher fröhlicheren Sujets vorbehalten, dunkle Farben melancholischeren. Doch was heißt schon fröhlich. Der Humor der in Lausanne lebenden Künstlerin, die 2022 mit dem Kiefer Hablitzel und Göhner Kunstpreis ausgezeichnet wurde, ist eher grotesk. Bevor auf ihren Bildern jemand lächelt, wird erst einmal eine Grimasse gezogen. Als Zweijährige kam Anjesa Dellova, die im Kosovo geboren wurde, in die Schweiz. Ihre Familie ist albanischer Abstammung und verließ das Land 1986 aus ökonomischen Gründen. Vieles wird sie nur aus Erzählungen oder von Fotos kennen.

Dellova arbeitete bis 2017 in verschiedenen Medien, die Entscheidung am HEAD in Genf ihren Master zu machen, ging einher mit einer Konzentration auf die Malerei. Ihre Figuren haben meist etwas Cartoonhaftes, Rundes, Kindliches. Doch oft sind es sehr ernste Themen, die sie behandelt, existenziellen Schmerz, Verlust, Trauer. Ihre Arbeiten starten mit einer Recherche, die zu Fotos, Bildern, aber auch einem albanischen Begräbnisritual führen kann, das ausschließlich von Männern vollzogen wird. Als Anjesa Dellova noch Videos machte, nahm sie mit einer festen Kameraposition ihr Familienleben auf. Das Ausschnitthafte, Fragmentierte zeigte sich bereits bei diesen Filmen vor zehn Jahren. Nun setzen sich oft einzelne Leinwände, oft von einem extremen Hochformat, zu einem Panorama von Menschen zusammen. Wie diese sichtbar werden, gleicht selbst einem Ritual. Dellova nennt ihre Malweise Frottage. Dabei benutzt sie sehr wenig Farbe und harte Pinsel. Die Farbe wird in die Leinwand hineingearbeitet, dass es aussieht als sei sie aufgespritzt. Kleinste Farbpartikel bilden die Konturen, so dass das Verschwinden und Vergessen immer noch möglich zu sein scheinen.