Roman Selim Khereddine bei der Livie Gallery, Zürich, Liste Art Fair Basel, Messe Basel, Halle 1.1.
16. bis 22. Juni 2025.
liste.ch
sowie an den Swiss Art Awards, Messe Basel, Messe Halle 1.1.
17. bis 22. Juni 2025.
swissartawards.ch
Ursprünglich wollte Roman Selim Khereddine den Hundehype in Marokko zum Thema seiner künstlerischen Diplomarbeit an der ZHdK machen. Doch die Pandemie durchkreuzte seine Reisepläne. Stattdessen entstand während des Lockdowns eine erste Annäherung: zwei Videoessays aus online gesammelten Aufnahmen, in denen sich bereits abzeichnete, dass das Medium, Video, Kern seiner Praxis werden sollte. 2022 durchstreifte er schließlich selbst den Hundemarkt Casablancas, gelegen im Viertel, in dem sein Vater geboren wurde.
Im Kofferraum eines Autos stehen Huskywelpen zum Verkauf. Selbst unter der brennenden Sonne ist die warm eingepackte Hunderasse zu finden, denn sie gilt hier als begehrt. Hunde als Statussymbol, als instrumentalisierte Erweiterung eines Männlichkeitsideals, das sich über Dominanz und latente Gewalt artikuliert. Trainierte Hunde für illegale Kämpfe oder als Schutz bei zwielichtigen Geschäften. All diese Facetten streift Khereddine in seiner essayistischen Videoarbeit „Derb Sultan Symphony“ – behutsam, ohne zu moralisieren, aber mit einem klaren Gespür für die stille Gewalt, die in der urzeitlichen Konstellation zwischen Mensch und Hund mitschwingt.
Mit seiner Kamera auf Augenhöhe des Hundes hatte er offenbar einen Nerv getroffen – denn auch in späteren Arbeiten blieb der Blick konsequent nah am Boden, dort, wo Machtverhältnisse sich wortwörtlich von unten zeigen. Besonders eindrücklich wurde das in „Beiss die Hand“ im Zürcher Helmhaus, wo er mit einem Polizisten und dessen Diensthund arbeitete und direkt an Ort und Stelle filmte. Der Künstler bat den Beamten, Befehlsübungen mit dem Tier durchzuführen. Der Hund folgt dem Menschen, der Mensch dem Bild, das er sich vom Hund macht. In Khereddines Arbeit wird diese Blickrichtung verkehrt: Der Hund wird nicht nur Objekt, sondern Antrieb von Bewegung und Rollenbildung. Wer hier wen dressiert, lässt sich am Ende nicht mehr eindeutig sagen.