Sabrina Fernández Casas bei den Swiss Art Awards, Messe Basel, Halle 1.1.
17. bis 22. Juni 2025.
swissartawards.ch
Wer einmal durch einen Eukalyptuswald in Portugal oder Spanien gefahren ist, wird sich an einen Geruch wie von Hustenbonbons erinnern. Die ätherischen Öle beruhigen nicht jeden. Sabrina Fernández Casas (*1988) dürfte zu jenen gehören, bei denen sie eher Unwohlsein hervorrufen. Der Eukalyptusbaum wurde im 19. Jahrhundert in Europa eingeführt, er erwies sich als erfolgreicher Einwanderer. Er ist schnell wachsend und verdrängt die heimische Vegetation. Kein Wunder, dass er von der Wirtschaft freudiger als jeder Gastarbeiter begrüßt wurde. In Portugal und Spanien gibt es große Monokulturen von Eukalyptus, die für die Holz- und Papierindustrie und ihren schier endlosen Bedarf an Rohstoffen genutzt werden.
Sabrina Fernández Casas‘ Praxis ist sozusagen anti-eukalyptisch. Jenseits von allen hegemonialen Bestrebungen arbeitet die Künstlerin, die zuerst in Vigo, dann an der HEAD in Genf studiert hat, oft im Team. Vor allem wenn sie Filme produziert wie jüngst „Alboroque“, der beim Sheffield Doc Fest im Kurzfilmprogramm im Juni Premiere hat. Knapp zehn Jahre war sie Teil des Collectif Macaco Press zusammen mit Patricio Gil Flood. „Alboroque“ zeigt einerseits die Versuche von Aktivistinnen und Aktivisten in Galizien den Eukalyptus einzudämmen, der Baum verdrängt nicht nur die lokale Vegetation, er ist auch ein Beschleuniger von Waldbränden. Andererseits schlägt er eine Brücke zur Herstellung von Präzisionsfeilen im schweizerischen Jura, die in den Kettensägen der Aktivisten Verwendung finden.
In der Installation „Rondes à chaînes“ dokumentiert sie, wie bereits eine Durchmischung mit Eiche in den Eukalyptuswäldern für mehr Biodiversität sorgt. Sabrina Fernández Casas befasst sich mit invasiven Arten und damit auch mit ihrer eigenen Migration sowie mit zeitgenössischen Vorstellungen von Natur und Landschaft, und sie lässt Objekte in verschiedenen Materialien zirkulieren. Die Pflanzen werden Drucke, die Feilen keramische Objekte. Alles nur keine Monokultur.