Johannes Raimann: Im Maschinenraum der Fotografie

Johannes Raimann, Ausstellungsansicht im Oldenburger Kunstverein mit den Arbeiten „camera module iphone 11pro“, 2024, sowie „Sensor of Impact (1-4), 2025 (v.l.n.r.), Foto: Johannes Raimann, © Johannes Raimann / VG Bild-Kunst, Bonn, 2025
Review > Oldenburg > Oldenburger Kunstverein
11. Juni 2025
Text: Radek Krolczyk

Johannes Raimann: Im Maschienraum der Fotografie

Oldenburger Kunstverein, Damm 2a, Oldenburg.
Dienstag bis Freitag 14.00 bis 18.00 Uhr, Samstag bis Sonntag 11.00 bis 18.00h.
Bis 3. August 2025

www.oldenburger-kunstverein.de

 

[—artline>Nord] „Im Maschinenraum der Fotografie“ ist ein Ausstellungstitel, der allerhand Aufklärung verspricht. Über ermächtigende Blicke, ihre psychischen, ökonomischen oder technischen Bedingungen, vielleicht sogar die gesellschaftlichen Bedingungen, in denen sie zu dem werden, was sie sind. Man könnte sehen, dass sich dort allerlei Abgründe auftun. In letzter Zeit geriet tatsächlich vermehrt die Frage nach der Technik der fotografischen Aufnahme in den Fokus, und zwar die analoge und die digitale gleichermaßen. Genannt sei hier nur die Ausstellung „Mining Photography“, die den ökologischen Fußabdruck der Fotografie im Blick hatte und seit 2022 unter anderem In Hamburg, Wien und Winterthur zu sehen war.

Der Begriff vom Maschinenraum macht schon einen recht handfesten Eindruck, und so passt er sehr gut in den Titel der Ausstellung, die der Oldenburger Kunstverein dem Fotografen Johannes Raimann (*1992) widmet. Und dort lässt sich beobachten, dass dieser Diskurs um die Bedingungen der fotografischen Apparatur und des fotografischen Bildes auch weniger gesellschaftspolitisch oder insgesamt theoretisch ausfallen muss. Denn die Technik, die sich hinter dem Gehäuse einer Fotokamera verbirgt, ist irgendwie ja auch schön, und ihr Bild kann in einem recht einfachen kunstmarktmäßigen Sinne auch einfach nur schön sein. Zentral in Raimanns Ausstellung hängt die Serie mittelformatiger Digitaldrucke „Sensor of Impact“ (2025). Die Bilder geben den Blick frei auf das, was hinter der Kunststoffverschalung der Kamera liegt, noch mehr Kunststoff und Plättchen aus Metall, zum Speichern und Übermitteln von Informationen. Zur Desillusionierung kommt manchmal doch noch eine Spur von Illusionismus: wenn etwa bei der Aufnahme des Inneren der „camera module iPhone 11pro“ für den UV-Print sowohl durchscheinendes als auch spiegelndes Material übereinander gelegt wird – Glas, Acrylglas und irisierende Folie. Die Frage nach dem Geschehen im Maschinenraum könnte man nun weitertreiben, denn weitere Prozesse, der Datenübermittlung etwa, bleiben notgedrungen unsichtbar. Um weiter vorzustoßen, wäre nun Theorie nötig, nicht die der Apparatur, aber die zur Bedeutung einer bildgenerierenden Apparatur. Denn gerade einige sehr schöne künstlerische Übersetzungen technischer Funktionen finden sich in der Ausstellung, besonders die Projektion „Additive Mischung“ (2025), in der sich Farbflächen wie wirkliche Farbfilterfolien übereinander schieben und so die Farben in einem eigentlich ja sehr begrenzt, aber unendlich scheinenden Spektrum variieren.