Farbe im Fokus. Werke aus der Paul Ege Art Collection.
PEAC Museum, Robert-Bunsen-Str. 5, Freiburg.
Dienstag bis Sonntag 11.00 bis 17.00 Uhr.
Bis 17. August 2025.
Blauer Himmel und frisches Gras leuchten um die Wette mit der rosa Blütenpracht der Bäume, die die Straße zum PEAC Museum im Freiburger Industriegebiet-Nord säumen. Das könnte eine schöne Einstimmung zur Ausstellung sein, die dort gerade zu sehen ist: „Farbe im Fokus“. Doch verglichen mit dem wilden Sprießen der Natur vor der Tür geht es in den hellen Räumen eher still zu, fast meditativ.
Das hat viel mit der Zurückhaltung der Arbeiten von Frank Badur zu tun, die der Ausstellung einen Rahmen und ihre Grundstimmung geben. Die horizontal strukturierten Leinwände des Malers gehören seit Langem zum Kernbestand der Paul Ege Art Collection. Farbfelder reihen sich darauf in unterschiedlich breiten Streifen übereinander. Wo sie sich kontrastreich berühren, beginnen die Kanten zu flimmern, treffen sie in ähnlichen Frequenzen aufeinander, in Weiß, Lichtgelb oder Silbergrau, scheinen sie fast ineinander zu diffundieren. Dass der 80-Jährige über seine Malerei gerne in musikalischen Metaphern spricht, ist nachvollziehbar. Farbe erzählt hier von Rhythmus, Dynamik und Sound. Die Strenge der Kompositionen steht in spürbarer Spannung zum intuitiven Gebrauch von Farbe.
Die Idee, das Verhältnis von Farbe und Form zum Klingen zu bringen, orchestrieren im PEAC Museum derzeit Arbeiten von 15 Künstlerinnen und Künstlern. Ein schönes Beispiel für die Vielfalt der Perspektiven auf das Thema liefert gleich der erste Raum nach Frank Badurs Intro. Vier Farbtafeln aus Imi Knoebels DIN-Serie, in der er die Bedingungen einer ausgewogenen Komposition erkundet, treffen hier auf eine raumgreifende Konstruktion, die entfernt an ein Rudergerät oder eine Hantelbank erinnert. Axel Lieber hat sie mit Flügelmuttern aus ein paar Dachlatten und Brettern zusammengeschraubt, denen er zuvor Sportkleidung übergezogen hat. Ein Sockel trägt blaue Stutzen mit drei Streifen, ein Brett ein gelbes Trikot, den Reißverschluss auf dem Rücken. Tatsächlich ist Liebers „Cover“ die eigenwillige Interpretation einer Stahlplastik von Anthony Alfred Caro von 1962, oder man könnte auch sagen: eine gut gelaunte Verneigung vor dessen stillem Humor.
Ernsthafter und grundsätzlicher gestaltet sich der Dialog zwischen den Farbforschern Josef Albers und Rupprecht Geiger im Raum nebenan. Den Ausgangspunkt bildet hier mit Albers’ Studie aus der berühmten, zwischen 1950 und 1976 entstandenen Serie „Homage to the Square“ einer der Stars der PEAC Collection. Das fragile Zusammenspiel der Grün- und Blautöne folgt der systematischen und experimentellen Erkundung der Wahrnehmung von Farbe, die Albers 1973 in seiner kommentierten Siebdruck-Serie „Interaction of Color“ unternahm. Ihr stehen hier drei Siebdrucke aus Geigers Edition „Metapher Zahl“ gegenüber, die in ihren instabilen Neonübergängen wie Sonnen von der Wand leuchten. Unweit davon untersuchen Joseph Marioni und Rudolf de Crignis in ihrer Malerei die Farbwahrnehmung statt im kontrastierenden Flächen in der Überlagerung von Schichten.
Noch einen Schritt weiter – nämlich in den Raum – gehen Martina Klein mit einem rechtwinklig von der Wand geklappten Diptychon in Rot und Braun sowie Andreas von Ow. Für seine Arbeit „Green“ brachte er die zermahlenen Scherben von gefundenen Flaschen mit Bindemittel auf Glas – mit betörender Wirkung: Das sanfte Lichtspiel im Verlauf von Farbe und Textur bringt das transparente Großformat vor der Wand förmlich zum Schweben. Ein ähnlicher Effekt stellt sich auch vor den Bildern von Marcia Hafif, der 2018 verstorbenen Pionierin des Radical Painting, ein. Ihr intensives Interesse an der Frage, was genau ein Bild sei, führte sie in den Siebzigern zu einer konsequent vom Experiment ausgehenden Untersuchung zur Farbe und Struktur des Tafelbildes. Im PEAC Museum sind von ihr nun vier Zustände von Durchlässigkeit in Öl sehen, unter anderem das zartrosa flirrende „French Painting Jussieu“, das auf sinnfällige Weise den Blick in den Saal mit in Neongelb und Kukuma-Orange wuchernden Installationen der Mannheimer Bildhauerin Andrea Ostermeyer flankiert. Für einen kurzen Moment kann man hier das Gefühl haben, direkt in das Innenleben der PEAC Collection und ihren pulsierenden Körper aus Farbe zu sehen, bevor eine Auswahl von Frank Badurs jüngsten schwarz-grauen Bildern seit 2018 den sinnlichen Parcours beschließt.