Staatliche Kunsthalle Baden-Baden, Lichtentaler Allee 8, Baden-Baden.
www.kunsthalle-baden-baden.de
Auf einem Foto aus dem Eröffnungsjahr der Kunsthalle Baden-Baden markieren mehrere Läufer am Boden den Weg durch die Ausstellung und den Abstand zu den Bildern. Auf einem Podest steht die Büste von Großherzog Friedrich II. Die Kunsthalle wurde 1909 nicht von Bürgern gegründet, die sich vom Adel emanzipierten. Es waren die Honoratioren der Stadt, die sich in der „Freien Künstlervereinigung Baden e.V.“ organisierten. Zur Eröffnung kamen der Großherzog und viele Künstler und Professoren aus Karlsruhe.
Die Wege von Baden-Baden nach Karlsruhe waren also immer schon kurz. Doch die Idee des Stuttgarter Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Objekte der Sammlung des Badischen Landesmuseum in der Kunsthalle Baden-Baden zu zeigen, während das Karlsruher Schloss saniert wird, ist dann doch sehr kurz gedacht. Ab 2025 soll dies für fünf Jahre umgesetzt werden, mit ein bisschen zeitgenössischer Kunst. Man muss nur einmal die Architektur bemühen, um die Systemunterschiede beider Häuser zu verstehen: hier das vom Absolutismus geprägte Schloss, dort die Ausstellungshalle, die die Antike zitiert. Während das Landesmuseum eine kulturhistorische Sammlung bewahrt, darunter Trophäen des badischen Markgrafen aus den Türkenkriegen des 17. Jahrhunderts, waren in der Kunsthalle wichtige Positionen zu sehen, bevor diese etabliert waren: Rebecca Horn, Bruce Nauman, Gerhard Richter, Christian Boltanski… Heute werden aktuelle Diskurse wie Postkolonialismus aufgegriffen. In einer Stellungnahme schreibt Direktorin Çağla Ilk: „In großen Metropolen hat die zeitgenössische Kunst ihr Publikum, aber in kleinen Städten braucht es genau solche Institutionen wie die Kunsthalle als Orte der Diskurse und gesellschaftlichen Auseinandersetzung.“
Diese unfreundliche Übernahme mag viel mit Ilk zu tun haben, deren Vertrag nicht verlängert wurde. Man kann wie Ilk erfolgreich den deutschen Pavillon der Venedig-Biennale kuratieren, aber den Besonderheiten eines Hauses wie der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden nicht gerecht werden. Es häuften sich Beschwerden über schlechte Kommunikation, viel Fluktuation. Petra Olschowski, Baden-Württembergs. Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst, sprach gegenüber dem SWR von einer „anspruchsvollen Situation“. In Stuttgart hat man anscheinend diese Gemengelage genutzt und die Kunsthalle vorerst abgewickelt, ohne zuvor ein Konzept für eine Präsentation von kulturhistorischen Objekten und zeitgenössischer Kunst erarbeitet zu haben. Stattdessen wurden süffisant Besucherzahlen kommuniziert. Während die Leitungsstelle fünf Jahre vakant ist, soll ihr Profil geschärft und dann ausgeschrieben werden. Das klingt nach Kontrolle. Es wird nicht wenige Kulturinstitutionen in Baden-Württemberg geben, die das beunruhigt.