Ana Strika: Die Vorstellung.
Zeppelin Museum Friedrichshafen, Seestr. 22, Friedrichshafen.
Dienstag bis Sonntag 10.00 bis 17.00 Uhr.
22. November 2024 bis 26. Januar 2025.
www.zf-kunststiftung.com
www.anastrika.ch
Näher am Himmel kann man im Zeppelin Museum Friedrichshafen kaum sein. Das ZF-Turmlabor liegt da, wo es nicht mehr weiter geht, von hier hat man einen spektakulären Blick auf den Bodensee, in die Schweiz und manchmal auf Zeppeline, die immer ein bisschen unwirklich über dem Hafen schweben. Nur groß ist es nicht. Ana Strika (*1981) hat es die letzte Zeit mit der Installation geteilt, die sie ab dem 22. November 2024 im ZeppLab zeigt. Einen größeren Unterschied zwischen den beiden Räumen kann man sich kaum vorstellen. Hier der lichte Ausguck und dort der Ausstellungsraum ohne Tageslicht. Und dennoch hat sie im Atelier das simuliert, was sie jetzt unter dem Titel „Die Vorstellung“ als Quintessenz ihres Aufenthaltes als Residenzkünstlerin der ZF-Kunststiftung in Friedrichshafen vorstellen wird. Denn die Schweizerin probt ihre Arbeiten regelrecht. „Der Titel ist doppeldeutig“, sagt die Zürcher Künstlerin, „Er meint einerseits die Vorstellungskraft, andererseits eine Inszenierung.“ Und wirklich hat das Modell, das Ana Strika in der Raummitte aufgebaut haben wird, etwas Theatralisches. Wie eine Bühne kommt es aus der Dunkelheit auf uns zu, nur, dass wir es wie eine Skulptur umrunden können, in einem größeren Abstand als es Strika in ihrem Atelier vermochte.
Ateliers sind wichtig für Strika, die an der ZHdK Bildende Kunst studiert hat. Sie sind ein Denkraum, aber auch ein Requisitenlager für Materialien und Objekte. Strika arrangiert Karton, Gips oder Hölzer zu immer neuen, raumbezogenen Installationen. Sind sie abgebaut, werden ihre Teile wieder zu einzelnen Objekten. Bleibt man im Bild des Theaters, bilden sie ein Ensemble, das für ein Stück zusammenkommt, gemeinsam performt, um dann wieder in einer anderen Inszenierung und Konstellation aufzutreten. Ob sie mit ihrer Rolle identisch sind, bleibt fraglich, denn die Formen und Objekte, die Strika installiert, wirken so als würde man sie kennen, sehen dann aber ganz anders aus, erzählt sie. Das klingt nach Bricolage und einer geradezu anarchischen Verwandlungskraft, oder, wie Strika sagen würde, man geht los und weiß nicht, wohin es einen führen wird.
Strikas Materialien haben Patina. Das Set an Dingen, das sie in das Turmatelier nach Friedrichshafen brachte, stammt teilweise von befreundeten Kunstschaffenden. Im Zürcher Museum Haus Konstruktiv hat sie 2021 in der Ausstellung „Eins nach dem anderen“ im Rahmen von „Reset“ Objekte an der Wand aneinandergereiht. Sie hätten auch andernfalls nicht stehen können, Strikas Arbeiten ist oft etwas Prekäres und Zerbrechliches zu eigen. Manchmal jedoch gibt es auch einen subversiven Humor. So etwa in ihrer Ausstellung „Taktzeit“ in der Kunsthalle Arbon ein Jahr später. Strika hat den industriellen Charakter des Raumes durch eine Produktionsstraße aufgegriffen. Doch am Ende entsteht nichts, die Anordnung der Dinge ist sich selbst genug.
Während des Aufbaus ist für Ana Strika ihr Notizheft unerlässlich. Sie zeichnet den jeweiligen Stand ihrer Überlegungen und Setzungen und kommentiert ihn. Während eine Installation, so sagt sie, eine Vielzahl von Entscheidungen braucht, was Form oder Farbe der Objekte angeht, so ist die Linie schneller. Und die Linie ist am Ende das, was bleibt, während die Installation auf die Dauer der Ausstellung beschränkt ist. „Zeichnung und Installation verhalten sich so, dass das eine Medium in das andere gezogen werden möchte“, so Ana Strika. Auf ihre Weise sind beide Medien Denkräume, und eine Vorstellung, die betreten werden kann.