Claudia & Julia Müller. Oberrheinische Kunstpreis 2024.
Städtische Galerie Offenburg, Amand-Goegg-Str. 2, Offenburg. Mittwoch bis Freitag 16.00 bis 18.00 Uhr, Samstag und Sonntag 11.00 bis 17.00 Uhr.
Bis 6. Oktober 2024.
www.galerie-offenburg.de
Ob das Glas halbvoll oder halbleer ist beziehungsweise die Wände in der Städtischen Galerie Offenburg mehrheitlich weiß oder schwarz sind, ist ebenso müßig zu fragen wie nach der Autorschaft der Ausstellung, die hier zu sehen ist. Die Schwestern Claudia (*1964) und Julia Müller (*1965) arbeiten seit 1992 zusammen. Während die eine in Basel am Institut Art Gender Nature lehrt, hat die andere an der Karlsruher Akademie der Bildenden Künste eine Professur inne. Dass Claudia und Julia Müller in diesem Jahr mit dem Oberrheinischen Kunstpreis ausgezeichnet werden, der von der Stadt Offenburg und dem Förderkreis Kunst und Kultur ausgerichtet wird, hat also einige Berechtigung. Zudem sind die beiden Schwestern in Basel geboren. In Offenburg spielen sie mit dieser doppelten Künstlerschaft. Zwei Wandarbeiten rahmen die Folge der Räume ein. Während im ersten Raum die liegende Frau die Besucherinnen und Besucher ansieht, wendet sie im letzten Raum auf dem Print uns den Rücken zu. Und die Wände sind so getüncht, dass das Schwarz mal aus der weißen Fläche zu wachsen scheint, mal umgekehrt, denn in der Mitte kippt der Farbverlauf, wodurch eine Symmetrieachse durch diese Ausstellung gezogen wird.
Es gäbe noch mehr verwandte Positionen. So ist in der einen Hälfte der Ausstellung ein handgewebter Teppich auf einem flachen Sockel ausgebreitet, eine Tonspur geht von ihm aus, zwischen Gesprächsfetzen hört man Geräusche, wie sie beim Schleifen entstehen. Im anderen Teil liegt Meterware auf dem Boden mit handgeknüpften und geflochtenen Fransen und einem Video, das Kinder zeigt, die sich ein Monopolyspiel basteln. Diese Form der Aneignung durchzieht überhaupt die Ausstellung. So zeigen Claudia und Julia Müller Zeichnungen von 2004, die sich auf spätmittelalterliche Darstellungen von Märtyrer- und Heiligendarstellungen beziehen. Sie sind nach flämischen Meistern wie Pieter Brueghel und Jan Mandyn entstanden und teilweise farbig bemalt. Auch Matthias Grünewald findet sich hier als Einflüsterer, und überhaupt sehen diese überhitzen Fantasien der Versuchung des Heiligen Antonius von mondgesichtigen Bäumen und behüteten Drachen nach dem Isenheimer Altar aus. In einem der hinteren Räume wird ein derartiges Bildrätsel dann plastisch.
Während die meisten der in Offenburg gezeigten Arbeiten älter sind, ist die Werkgruppe der „Social Batteries“ 2024 entstanden. Sie sind noch offensichtlicher durch das Prinzip der Collage bestimmt. Auf mehrfarbigen, übermalten Leinwänden sind Fragmente von Zeichnungen geklebt, die in die abstrakten Kompositionen Details integrieren, etwa den Kopf eines Kindes, zwei Hände, die auf einem Smartphone tippen oder Zehen eines Fußes, die ein Smartphone halten. Kommunikation ist eben alles.