Exploring the Decentralized Web.
HeK, Freilager Pltz 9, Basel.
Mittwoch bis Sonntag 12.00 bis 18.00 Uhr.
Bis 12. November 2023.
www.hek.ch
„Exploring the Decentralized Web – Kunst auf der Blockchain“ knüpft im Basler HEK an die vorangegangene Ausstellung „Collective Worldbuilding“ an und selbstredend wird die notwendige Technik gleich mit gezeigt. Skeptische, mithin ironische Töne gegenüber den neuen Versprechungen überwiegen. Viele Arbeiten sind ein Menetekel, nicht dem nächsten Internet-Goldrausch auf den Leim zu gehen. „Dotcom Séance“ von Simon Denny (*1982) und Guile Twardowski (*1991) ist von den anderen Arbeiten durch einen Vorhang abgetrennt. Schiebt man ihn beiseite, schaut man auf flackernde elektrische Kerzen und Logos von Internetfirmen der späten 1990er Jahre, die auf den Vorhang projiziert werden. Es ist eine Wiederbelebung von Unternehmen, die vor 25 Jahren während der Dotcom-Blase Pleite gingen. Firmen wie alladvertages.com, die User dafür bezahlten, sich Werbung anzusehen, sind längst vergessen. 21 davon haben die Künstler als NFTs wiederauferstehen lassen und ihre Logos zeitgemäß aufgehübscht.
Das Web.3, das auf der Blockchain beruht, nimmt für sich Mitbestimmung sowie Dezentralisierung in Anspruch und damit ein mögliches Umgehen staatlicher Zensur. Seit die Kryptoplattform Ethereum ihre Energiebilanz entscheidend verbessert hat, glaubt man daran, umso lieber. Im HEK will man diesen Prozess mitgestalten, Zugänge schaffen und Funktionsmechanismen aufzeigen. Das ist optimistisch, der Wert von NFTs ist zuletzt stark gefallen.
Viele der 25 Positionen in Basel, die sich mit der Blockchain befassen oder auf ihr beruhen, verbinden das Immaterielle und Spekulative dieser Technologie mit religiösen Erfahrungen, mit Tod und Trauer. Die französische Künstlerin Chloé Michel führt die Besucherinnen und Besucher der Ausstellung in einen verdunkelten Raum zu „The Proof of Faith“. Der Plexiglaskubus mit den Computern, die Kryptowährungen schürfen, erinnert an einen Schrein, der verheißungsvoll leuchtet. Derweil ploppen an der Wand kurze Statements auf, die Michel aus den sozialen Medien gefiltert hat. Jemand verspricht, dass eines Tages jeder verstehen werde, dass Bitcoin ein schönes Ding sei, ein anderer hält das Bitcoin-Mining für die weltweit sauberste Form des Schürfens. Es klingt wie ein Lobpreis und als ob hier neue Glaubensbrüder und -schwestern gewonnen werden sollen. Lukas Truniger (*1986) wiederum greift mit seiner Installation „Undergrown“ den Energieaspekt auf. Immer wieder wird im HEK die Stille durch die Lüftung einer Reihe von Computern unterbrochen. Truniger hat die Krypto-Mining-Hardware gehackt, um ihre Rechenleistung für die wissenschaftliche Forschung nutzbar zu machen. Am Ende hätten dann alle etwas davon.