Landpartie V: The Estate, Grüne Fürsten, Kunst in der Kartause

The Estate
Cindy Sherman in The Estate, Mesocco, Juni 2023, Foto: Caspar Sessler, courtesy Cindy Sherman and The Estate
Thema
3. August 2023
Text: Redaktion

The Estate, Mesocco, Instagram @theestate6563, Samuel Haitz bis 13. August 2023, danach weitere Ausstellungen u.a. mit Jonathan Monk, Josephine Pryde und Theaster Gates.

www.gruene-fuersten-bodensee.com

Schnalstal, Italien. Bis 27. August 2023.
www.kunst-in-der-kartause.it

The Estate
Cindy Sherman in The Estate, Mesocco, Juni 2023, Foto: Caspar Sessler, courtesy Cindy Sherman and The Estate

The Estate, Mesocco
Ein Stall in Mesocco, knapp unterhalb des San Bernardino-Passes. Aus der Ferne klingt das Rauschen der Straße herauf. Grasgeruch hängt in der Luft. Auf einem rohen Holztisch steht eine Kaffeemaschine für Selbstversorger:innen bereit. Vor kurzem hing hier noch eine Fotografie von Cindy Sherman an der Bretterwand, aktuell sind es Bilder des in Berlin lebenden Künstlers Samuel Haitz. „The Estate“ heißt dieser ungewöhnliche Kunstraum, den Tobias Kaspar, selbst Künstler und Herausgeber des Magazinprojekts „Provence“, im April eröffnet hat. Es ist eine Mischung aus Hofladen, Drive-Thru-Café und Galerie für Werke bekannter Kunstschaffender, die nur knapp an der Aufnahme in den jeweiligen Werkkatalog vorbeigeschrammt sind. Warum? Gute Frage. Das Nachdenken darüber, was Kunst zu Kunst macht, gehört hier unbedingt zum Konzept.

Grüne Fürsten, Gärten am Bodensee
Am Bodensee lässt es sich aushalten. Und dank des guten Klimas, des Sees, der Ufer und der fruchtbaren Böden fanden sich hier immer Menschen mit grünen Daumen. Viel ging in dieser sehr alten Kulturregion von den Klöstern aus. Und schaut man sich heute den Garten der Kartause Ittingen an, sieht man gleich eine Vielzahl an Gärten: Gemüsegärten, Hopfengärten, Mönchsgärten, Kreuzgärten, Rosengärten, Barockgärten. Jede Generation hat hier ihre Spuren hinterlassen. Und auch die Kunst hat ihren Platz. Eine Arbeit von Jenny Holzer etwa im Garten der Kartause. Und im frühen 19. Jahrhundert hinterließ Hermann Fürst von Pückler-Muskau, einer der einflussreichsten Gartengestalter Europas, seine Handschrift im Park um das Schloss Arenenberg am Untersee. Weil dies auch ein Napoleonmuseum hat, lädt die Bodenseeregion derzeit zu einer sommer­lichen Grand Tour zu den „Grünen Fürsten“.

       

Kunst in der Kartause, Schnalstal
„SteinNelkeFeuerRot“ heißt die Ausstellung von Carmen Müller und Manfred Alois Mayr. Und dies nicht grundlos, während Müller über die Bauerngärten im Südtiroler Schnalstal recherchiert hat, wird Mayr im Kreuzgang der Kartause Allerengelberg eine Lichtinstallation zeigen. 1326 wurde im Schnals­tal ein Kartäuserkloster gegründet, das zwölf Mönchen zum Ort des Gebets und der Kontemplation wurde. 1924 brannte es ab. Die von Luciano Fasciati kuratierte Intervention reagiert behutsam auf diesen besonderen Ort. Die Südtiroler Künstlerin und passionierte Gärtnerin Carmen Müller zeigt ihre Recherchen zu den Bauergärten der Region in einer der ehemaligen Klosterzellen. Dass die Steinnelke dabei eine Rolle spielt, darf vorausgesetzt werden, heißt sie doch auch Karthäusernelke.