Athene Galiciadis
Museum Haus Konstruktiv, Selnaustr. 25, Zürich.
Dienstag, Donnerstag bis Sonntag 11.00 bis 17.00 Uhr, Mittwoch 11.00 bis 20.00 Uhr.
Bis 7. Mai 2023.
www.hauskonstruktiv.ch
Mehrere Gefäße stehen in Athene Galiciadis‘ Ausstellung „Orientation“ unter gespannten Planen. Ein bisschen sieht es aus wie eine archäologische Fundstätte, die vor allzu viel Sonne oder überhaupt vorm Wetter geschützt ist. Doch da die bemalten Vasen ohne einen Sprung sind, wirkt dieses Arrangement vor allem wie die absolute Reduktion dessen, was Menschen zum Leben brauchen. Ein Schutz, der sofort so etwas wie Raum erzeugt und darunter Gefäße, in denen sich Lebensmittel aufbewahren ließen. Tatsächlich interessiert sich Galiciadis (*1978) für provisorische Architektur, für Notbehelfe, in denen Menschen zwar mehr hausen als leben, die aber immer auch Ausdruck von Erfindungskraft sind. In Athene Galiciadis‘ Ausstellung im Zürcher Museum Haus Konstruktiv spiegeln sie zudem ihr Verhältnis zur Malerei. Ähneln die grünen Planen doch Leinwänden, zumal ihre Malerei teilweise wie architektonische Elemente im Raum hängen. Und auf den großformatigen Bildern, die Galiciadis für das Museum Haus Konstruktiv ausgewählt hat, sind wiederum ihre Skulpturen abgebildet. Zumindest finden sich auf ihnen deren geometrische Muster wieder. Für die beiden an den großen Raum anschließenden Kabinetten hat die Zürcher Künstlerin zwei Installationen geschaffen, die diese „Orientation“ benannten Unterschlüpfe variieren und die indirekt beleuchtet sind.
Der Austausch dieser Zacken-, Rauten- oder Spiralmuster, mit denen die Künstlerin ihre oft leicht asymmetrischen Gefäße vermisst, zwischen der Keramik und den Leinwänden wirkt nur auf den ersten Blick wie eine Eins-zu-eins-Übertragung. Das Gegenständliche mag der manchmal schwarz-weiß, manchmal bunt bemalten Keramik der „Empty Sculptures“ vorbehalten sein, doch aus den zarten, verlaufenden Farben eines Zickzackmusters treten deutlich Auge und Zunge einer Schlange hervor. Auf einem anderen Bild sind untergründig mehrere Katzen im Muster zu erkennen, und auf einer weiteren Leinwand ist ein Katzenkopf zu entdecken, und wieder auf einer anderen das doppelte Grinsen der Ceshire Cat aus Lewis Carrolls „Alice im Wunderland“. Die Grinsekatze soll bekanntlich die Gabe haben, dank ihres Grinsens verschwinden zu können. Bei Athene Galiciadis hingegen ist alles zugleich da, so dass sich Abstraktion und Gegenständlichkeit wie in einem Vexierbild mal im Vorder-, mal im Hintergrund befinden. Bereits der Titel ihrer Bilder „Stillleben“ deutet an, dass es mehr geben muss als die geometrischen Muster, die ihre Arbeiten durchaus anschlussfähig an die konkret-konstruktive Kunst machen: ein reizvolles und sehr attraktives Spiel mit Abstraktion und Figuration.