Alle Farben fixieren chromosomale Glieder
mit Diana Barbosa Gil, Stano Filko, Ryan Gander, Ana Jotta, Matt Mullican, Johanna Odersky und Tillmann Terbuyken
Kunsthalle Lingen, Kaiserstr. 10a, Lingen.
Dienstag bis Freitag 10.00 bis 17.00 Uhr, Samstag bis Sonntag 11.00 bis 17.00 Uhr.
Bis 7. Mai 2023
www.kunsthallelingen.de
[— artline Nord] Polternd rollt die Kugel durch farbig abgegrenzte Segmente einer Regenrinne. Körperlichkeit/Erotik (rot), Pures Sein (weiß), altruistisches Ego (indigo/ schwarz), Kosmos (blau) – so lauten die über viele Jahre entwickelten farblich markierten Welten Stano Filkos. Den Besucher:innen wird hier ein spielerischer und aktiver Zugang zu den verschlüsselten Arbeiten der Ausstellung offeriert. „Alle Farben fixieren chromosomale Glieder“ – benannt nach einem Vers aus dem Gedicht „Colors without Objects“ der amerikanischen Dichterin May Svenson – vereint Arbeiten, die um Farbe als strukturgebenes Element kreisen. Im Zentrum stehen die arrivierten Künstler Stano Filko und Matt Mullican, denen die Kuratorinnen Pia Remmers und Meike Behm Positionen einer jüngeren Generation an die Seite stellen.
Als Stano Filko (1938-2015) 1964 Mitglied der Gruppe Happsoc („Happy Socialism“) wurde, fing er an, Environments zu entwerfen, die von modernistischer Architektur, Situationismus und dem Existenzialismus beeinflusst waren. Basis seiner Werke war ein eigens entwickeltes Farbsystem, welches zunächst von den drei Farben Rot, Blau und Weiß ausging und sich im Laufe seines Schaffens zu dem „System SF“ mit insgesamt zwölf Farben auswuchs. Dabei war jeder Farbe eine symbolische Bedeutung zugewiesen, die mit spezifischen Lebenssituationen und Chakren in Verbindung stand.
Seit den 1980er Jahren entwickelt Matt Mullican (*1951 in Santa Monica, USA) sein System, welches einerseits auf imaginären, andererseits auf uns im Alltag umgebene Zeichen, Piktogramme, Bilder beruht, kontinuierlich weiter. Durch Wiederholung und Verweise generiert Mullican ein komplexes Sprachsystem, welches er als Vermittler seiner Kosmologie versteht. Seit den späten 80er Jahren setzte er Computer und später das Internet ein, um seine „Cosmology“ weiter auszubauen. Im virtuellen Medienraum entstehen dabei städteartige Ordnungssysteme, die vom Kü̈nstler farblich symbolisiert werden. Beispielsweise kennzeichnet Grün den Bereich der Natur und der Materialität von Dingen, welche entkoppelt von geistigen Prozessen existieren. Werke aus der Serie Computer Project (1989/90) sind in Lingen zu sehen.
Weitere Künstler:nnen der Ausstellung sind Diana Barbosa Gil (Installation „Das Blaue Zelt“), Ryan Gander (Videoarbeit „Portrait Of A Colour Blind Artist Obscured By Flowers“), Ana Jotta (Installation „Sissi Room“), Johanna Odersky (Objekt im Außenraum) und Tillmann Terbuyken. Sein bereits 2016 realisiertes Werk „Raum 116 (mit Diagonale)“ wird auf die Dimensionen des großen Ausstellungsraums der Kunsthalle Lingen, mit einer Höhe von 12 Metern, hin erweitert.