Laurence Sturla bei Gianni Manhattan, Wien, an der Liste Art Fair Basel, Messe Basel, Halle 1.1
www.giannimanhattan.com
Keramikkunst erlebt seit einigen Jahrzehnten eine Renaissance nicht als Kaffeetischdekor, sondern in der Erneuerung der Skulptur. Auch Künstler wie Laurence Sturla (*1992) nutzen das Ausdruckspotenzial des Werkstoffs für ungewöhnliche Experimente. Fremdartig und vertraut zugleich wirken seine irdenen Plastiken. Aussergewöhnliche Aschenbecher und Teekannen lösen die Grenze zwischen Design und Kunst auf. Andere Gebilde erscheinen wie futuristische Architektur oder wie verwitterte, archäologische Fundstücke, wie Ruinen einer vergangenen Zeit. „Through Tongue and Soil (Stone Dreams)“ von 2022 ist ein Gebilde aus Röhren, Rippen und Schläuchen. Auf den ersten Blick wirkt es wie ein Arrangement ausgebauter alter Motorenteile, die von einer Autowerkstatt entsorgt wurden. Symmetrisch aufgebaut mit einer grossen, zentralen Öffnung begleitet von zwei flankierenden Teilen, klingt darin fast die Pathosformel eines Altars an. Ein Retabel für das Industriezeitalter? Der Künstler arbeitet in Wien, wuchs in Swindon auf, einer ehemaligen Eisenbahnstadt im Südwesten von England, die im 19. Jahrhundert zu den grössten Industriekomplexen Europas gehörte. Bis heute stehen verfallene Werkhallen in der Agglomeration. Möglicherweise haben Erinnerungen an diese Umgebung zum Ausdruck von Sturlas Plastiken beigetragen, vielleicht auch seine Arbeit in einer Bronzegiesserei. Er zeichnet Raffinerien, Werften und Kraftwerke. Für das ruinöse Erscheinungsbild sind auch seine Experimente mit Glasuren, Salzlaugen und Brenntemperaturen verantwortlich. Sie integrieren Defektes, um Neues hervorzubringen. Die Plastiken mit vielen Fehlstellen, Rissen und abgeplatzten Oberflächen sind ihrer Funktion enthoben, scheinen lange geschlummert zu haben, um als Memento mori einer vergangenen Ära wieder aufzuerstehen.