Wild Thing – Modeszene Schweiz.
Scheidegger & Spiess, Zürich 2020, 140 S., 29 Euro / 29 Franken.
Die Mode hat es gerade nicht leicht. Viele Fashion Shows wurden abgesagt oder fanden nur noch online statt, mit heruntergefahrenem Adrenalinbudget, unter Ausschluss der applaudierenden Crowd, ohne taktile Sensationen und auch ansonsten wenig sinnlich. So gesehen ist es ein Glücksfall, dass das Zürcher Museum für Gestaltung lange vor der Corona-Pandemie plante, das aktuelle Schaffen der Schweizer Modeszene in einer grossen Überblicksschau vorzustellen, zu der jetzt ein kompakter Katalog erschienen ist. „Wild Thing“ präsentiert rund 50 meist junge Labels und Design-Kollektive, die hier ihre Outfits und Innovationen präsentieren, darunter die nachhaltigen Upcyling-Unikate des Tessiners Rafael Kouto, hypnotisch gemusterte Plisseeoveralls von Julia Heuer, Emma Bruschis nostalgische Entwürfe aus selbst gemachten Materialien wie Stroh oder mit Kombucha fermentiertem Leder – und die von Billie Eilish bis Kristin Stewart begehrten Ledershirts der Zürcher Designerin Yvonne Reichmuth (YVY). Ein breiteres Panorama zeitgenössischer Mode aus der Schweiz ist derzeit nirgendwo zu haben.
[Dietrich Roeschmann]