Die Fotos von Kuigi Ghirri (1943-1992) atmen die leise Melancholie des kleinbürgerlichen Italiens der Nachkriegszeit – und damit auf anrührend verquere Weise auch die der Sehnsüchte seiner Fans nördlich der Alpen. Sein zarter Humor und der scheinbar beiläufige Blick, mit dem der hier die reale Welt und ihre bizarren Abbilder in der Werbewirklichkeit der Tourismusindustrie überblendete, prägten eine ganze Generation Fotoschaffender von Olivo Barbieri bis Martin Parr. Anlässlich der Retrospektive dieses Wegbereiters der Farbfotografie in Europa, die bis 2. Juni im Jeu de Paume in Paris zu sehen ist, sind Ghirris traumgleiche Fotoserien der 1970er Jahre jetzt erstmals in einem Band erschienen.