Angeli Janhsen: Was tun? Künstler machen Vorschläge.
modo Verlag, Freiburg 2018, 276 S.,
34 Euro / 51.90 Franken.
Was Arbeiten wie Erwin Wurms „One Minute Sculptures”, John Cages „4’33’’”, Joseph Beuys’ „7000 Eichen” und Marina Abramovics „The artist is present” eint, ist eine flüchtige Poesie, die ihren Ursprung in der Aufhebung der Zeit hat und in der intimen Nähe zwischen AutorIn, Werk und RezipientIn, ohne die Kunst hier nicht passieren würde. Am Anfang all dieser Arbeiten steht die künstlerische Handlungsanweisung.
In ihrem Buch „Was tun? Künstler machen Vorschläge” entfaltet die Freiburger Kunsthistorikerin Angeli Janhsen in knapp 40 Werkporträts die nahezu unerschöpfliche Vielfalt dieser Aktivierungsform prozesshafter Werke in der Kunstgeschichte, erkundet ihr eigentümlich konsequentes Verharren zwischen Kunst und Wirklichkeit und feiert – stellvertretend für die Kunst seit den Sechzigern – ihre katalytische Wirkung.
„Handlungsanweisungen betreffen Fragen, die jeden umtreiben”, resümiert Janhsen: „Was heißt Leben. Was heißt Tod? Wie geht es weiter?” Die Situationen, die sie erzeugen, sind modellhaft, „man sieht den großen Maßstab bei jedem kleinen Tun”. Dass sie dabei dennoch ins Offene zielen, gleichermaßen zum Nachdenken anregen und zum realen, auch gemeinschaftlichen Handeln, macht ihre Attraktivität und ihren elitefernen Charakter als eine Kunst für viele aus. Ein spannender Einstieg ins Thema, angenehm lakonisch im Ton, neugierig, forschend – und machmal auch lustvoll spekulierend.