Flora Klein

Flora Klein, Ohne Titel, 2017, Courtesy the artist, Lars Friedrich, Berlin, & Max Mayer, Düsseldorf
Porträt
15. Juni 2018
Text: Dietrich Roeschmann

Flora Klein, Kiefer Hablitzel Preis 2018, Messe Basel, Halle 3.

Die Künstlerin wird aktuell vertreten von Lars Friedrich, Berlin, und Galerie Max Mayer, Düsseldorf.

Flora Klein, C, 2017, Courtesy the artist, Lars Friedrich, Berlin, & Max Mayer, Düsseldorf
Flora Klein, Ohne Titel, 2017, Courtesy the artist, Lars Friedrich, Berlin, & Max Mayer, Düsseldorf

Vor ein paar Jahren – Flora Klein (*1988) war nach ihrem Studium an der ECAL Lausanne für ein Stipendium des Kantons Wallis nach Berlin gezogen und dann geblieben –, zeigte sie dort im Offspace „Oracle” unweit des Kurfürstendamms eine Reihe von mittelformatigen, meist graublaugrundigen Abstraktionen in Acryl. Über die verschwommenen Farbflächen, mal dünnflüssig aufgetragen, dann wieder in zähem Impasto modelliert, ließ Klein in nervösen Bewegungen wirre, teils gedoppelte Netzstrukturen in Grün, Braun, Ocker oder Rostrot wuchern. Referenzpunkt der Serie „My Eyes” war eine Laseraugenoperation, der sie sich ein paar Jahre zuvor hatte unterziehen müssen und aus der sie zwar benommen, aber mit einer gefühlten Sehkraft von „110 Prozent” in die Welt zurückgekehrt war. Die Frage, die „My Eyes” aufwarf, schien auf der Hand zu liegen: Wirkten diese Bilder nicht wie eine malerische Erkundung der organischen Aspekte von Wahrnehmung wie Augenweiß, Netzhaut, Äderchen und Tiefenschärfe? Möglich. Aber nicht zwingend.

Für die Arbeiten der in Ernen aufgewachsenen Malerin ist diese Offenheit, mit der sie ihre Betrachter konfrontiert, um sie dann doch mit sanftem Druck in bestimmte Assoziationsräume zu führen, durchaus typisch. So mischt sie auch schon mal Seife oder Melatonin in ihre Farben oder installiert, wie in einer Gruppenschau junger Schweizer Kunstschaffender, die Chus Martinez 2016 im Kunsthaus Hamburg kuratierte, neben einer Reihe abstrakter Kleinformate ein leeres Gewächshaus. Die Skulptur repräsentierte gewissermaßen den Interpretationsrahmen, in dem die Farben und das Formenvobular ihrer Malerei dann tatsächlich zu floraler Figürlichkeit aufblühten. Und auch ihre jüngsten Bilder, in zahlreichen Schichten aus oft dunkel grundierten Leinwänden aufgebaut, lassen in der gedeckten, milchig-zarten Farbigkeit der unscharf begrenzten Flächen und mit den wie aus dem Nebel auftauchenden Fragmenten von Linienrastern an Landschaften aus der Vogelperspektive denken oder an Vorlagen aus der Kunstgeschichte der Moderne, die sich hinter vielfachen Übermalungen und Verdichtungen ins Ungefähre zurückgezogen haben, in einen flirrenden Erwartungsraum zwischen Skizze und Bild.