High Noon – Nan Goldin, David Armstrong, Mark Morrisroe, Philip-Lorca diCorcia. Werke aus der Sammlung F.C. Gundlach
Stadtgalerie Kiel, Andreas-Gayk-Str. 31, Kiel.
Dienstag, Mittwoch und Freitag 10.00 bis 17.00 Uhr, Samstag bis Sonntag 11.00 bis 17.00 Uhr.
www.stadtgalerie-kiel.de
[—artline>Nord] „High Noon“, der Titel der neuen Sonderschau in den Ausstellungsräumen der Stadtgalerie Kiel, kommt ziemlich unmaskiert als eine Anspielung auf den berühmten, vielfach Oscar-prämierten Western von Fred Zinnemann daher, der auf einer Erzählung John W. Cunninghams basiert. In dieser verkörpert gerade der Antiheld die moralische Instanz und wagt es, die Wahrheit auszusprechen, während die Handlung zu einer Essenz reduziert im gleißenden Sonnenlicht der Mittagshitze New Mexicos erzählt wird.
Auch die rund 150 ausgewählten, von Sabine Schnakenberg kuratierten Fotografien aus der Sammlung F.C. Gundlach fungieren als eine ästhetisch-fotografische Essenz für das fotografische Schaffen der 1980er und 1990er Jahre des späten 20. Jahrhunderts. Mit einer großen Dringlichkeit und Präsenz fordern sie inhaltliche und ästhetische Wahrheit ein: Alles erscheint ungeschönt und im echten Moment eingefangen.
Der Titel könnte in seiner Doppelbedeutung aber auch wörtlich genommen werden, im Sinne von: schon mittags „high“ zu sein. Denn die ausgestellten Fotografien thematisieren sämtlich Höhen und Tiefen des Lebens, vor allem das der Subkulturen inklusive der queeren Communities. Alle Bereiche des Lebens werden visualisiert: Liebe und Freundschaft, Intimität, Trauer und Abschied, Einsamkeit und der Tod.
Die zuvor in den Deichtorhallen Hamburg und jetzt in der Stadtgalerie Kiel gezeigten Fotografien lassen sich als eine Art innerer Befreiungsschlag verstehen, als ein bewusstes Sich-Nach-Außen-Zeigen der Künstler:innen und ihrer Lebensrealitäten. Erst Ende der 1980er Jahre erhielten die Künstler:innen erste Anerkennung für ihre Arbeiten, nicht zuletzt durch die Förderung von F.C. Gundlach (1926-2021), dem wichtigen Sammler und Unterstützer aus Hamburg. Mit 111 Arbeiten allein von Nan Goldin (*1953) hat er das größte existierende Konvolut geschaffen und frühzeitig ihre Arbeit unterstützt.
Sehr nahbare und intime Schnappschüsse bei Nan Goldin und konzeptionell sorgfältig inszenierte Fotografien bei Philip Lorca DiCorcia (*1953) stehen in Kiel im Dialog mit den Arbeiten des früh an Aids verstorbenen Mark Morrisroe (1959-1989) mit ihrer punkigen Trash-Ästhetik und mit den Fotografien David Armstrongs (1954-2014), die in Schwarz-Weiß gehalten eher glamourös die queere Community der 80er und 90er Jahre porträtieren.