O(h) Wald…
Städtische Galerie Offenburg, Amand-Goegg-Str. 2, Offenburg.
Mittwoch bis Freitag 14.00 bis 18.00 Uhr, Samstag bis Sonntag 11.00 bis 17.00 Uhr.
Bis 26. April 2025.
www.galerie-offenburg.de
Zuletzt scheinen wir uns wieder besser kennengelernt zu haben. Obwohl der Wald seit Menschengedenken zu unserem Leben gehört, hat sich das Verhältnis in den vergangenen Jahren intensiviert. Regalmeter an Neuerscheinungen kommen jährlich hinzu, Menschen gehen zum Baden in den Wald, Wälder werden zu Schutzzonen, und es gibt Männer und Frauen, die um eine Abholzung zu verhindern wieder in die Wälder ziehen. Denn insgesamt wird die Natur ja zurückgedrängt, derzeit sind die letzten europäischen Urwälder in den Karpaten durch Holzschlag bedroht. Es geht also nicht allein um den Standortfaktor Schwarzwald, wenn die Städtische Galerie Offenburg aktuell die Ausstellung „O(h) Wald“ zeigt. Die Themenschau breitet das ganze Spektrum aus: Wälder sind Orte in Märchen, Spaziergänge führen durch sie hindurch und sie werden erforscht. Mit dem Künstlerpaar Helge (*1964) & Saxana (*1966) sind auch zwei Aktivisten aus dem Hambacher Wald vertreten, die gegen den Braunkohletageabbau protestierten. Ihre pastos gemalten Bilder von Stämmen reflektieren den räuberischen Umgang mit der Natur. Schwarze Farbe hat sich auf die ehemals grünen Stämme gelegt. Und ein kleines Baumholz-Modell erinnert in Offenburg an den Widerstand. Die Videoinstallation von FormaFantasma (Andrea Trimarchi, *1983, und Simone Farresin, *1980) steht im Kontext einer narrativen, populärwissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Wald (Mitarbeit: Emanuele Coccia). Das Duo hat Lasertechnologie eingesetzt, um den Eindruck zu erzeugen, die Bäume würden geradezu abgescannt. „Quercus“, der botanische Name für Eiche, beginnt mit einer Sequenz aus der Vogelperspektive, wodurch auch die nähere Umgebung samt eines vor sich hin mäandernden Baches in den Blick gerät. Es ist der Baum selbst, der zu uns spricht und uns erzählt, dass manche seiner Teile mehrere hundert Jahre alt sein können, während andere ausgesprochen jung sind. Der Baum erinnert auch daran, dass wir Konstruktionsprinzipien von ihm abschauten und dank seiner Hilfe überhaupt erst das Feuer hüten konnten, das wir so gerne an den Beginn unserer Zivilisation setzen. Während in der chinesischen Elementenlehre das Holz gleichberechtigt neben Wasser, Erde, Luft und Feuer steht.
„O(h) Wald“ zeigt nicht allein Lichtungen und Urwälder als Orte von Märchen wie in den Installationen von Mariele Neudecker (*1965) und Philipp Fürhofer (*1982), die der Natur eine Bühne geschaffen haben. Auch Skizzen, Aquarelle, Federzeichnungen und Kohlearbeiten der Offenburger Malerin Gretel Haas-Gerber (1903-1998) aus der eigenen Sammlung sind zu sehen. Sie legen nahe, dass Haas-Gerber eine regelmäßige Waldgängerin war.