Alicia Agustín: Funny yes but not Funny haha.
Kunstverein Hildesheim, Am Kehrwieder 2, Hildesheim.
26. Oktober bis 15. Dezember 2024
[— artline Nord] Memes erscheinen uns als die Bild-Text-Kombination einfachster Kategorie in den sozialen Medien, als knappe, präzise Form der Äußerung. Sie existieren nur in diesen Medien und sind durch sie erst hervorgebracht worden. Ironie und Sarkasmus sind die nicht immer notwendigen Temperaturen, unter denen der Witz zwischen Bild und Text funktionieren kann. Die Funktion ist der Kommentar – über die Unzulänglichkeit der Welt und meine eigene. Memes selbst sind mittlweile Gegenstand elaborierter Ästhetik und Kritik und kulturwissenschaftler Abhandlungen geworden, weil sie nicht nur persönliche Befindlichkeiten spiegeln, sondern dabei oft tagesaktuell und gegenwartskritisch verfahren können.
Die Künstlerin Alicia Agustín, 1983 in Spanien geboren und lebt in Berlin, hat als Performancekünstlerin und Autorin allein oder mit anderen Formate entwickelt, die sich an kulturellen oder besonders politischen Erscheinungsformen orientiert. Sie hat zusammen im Kollektiv „Talking Straight“ nach Methoden der reflektieren Simulation gearbeitet, um etwa Machtstrukturen erfahrbar zu machen. Mit der Gruppe „Guerilla Architects“ wiederum thematisierte sie den Wohnraum und das Recht auf Stadt. Ihre Wirkungsstätten reichten dabei von Theatern wie den Münchner Kammerspielen und dem HAU Berlin bis zu Kunstvereinen wie nbk oder ngbk. Dem Thema des Jahresprogramm des Kunstvereins „widerstehend“ gemäß, geht Agostíns Ausstellungsprojekt „Funny yes but not Funny haha“ nun eingehend auf die Memes und ihre Wirkungskraft im Sinne des Widerständigen ein. Nicht nur ihre einfache Bildlichkeit, sondern ihre Präsenz im Raum ist ihre Vorstellung davon, auch die Raumsituation zu nutzen. So ist die Architektur des Kehrwiederturms, in dem sich der Kunstverein befindet, auch inhaltlich der Ort, in dem Handlungen wie Swipen und Zoomen ihren realen Raum finden. Der Musiker Gabor Csongradi wird zudem eine Soundscape erarbeiten, die alle Stockwerke mit ihren inhaltlichen Schwerpunkten verbindet: es beginnt im Erdgeschoss mit der Tarot-Karte des Turms, der Karte von Chaos, Untergang und Neubeginn. Der folgt weiter oben die Figur des Sisyphos und der Kosmos des Absurden, um in der dritten Etage bei „This is Fine“ anzukommen, dem bekannten Meme des Lachens in der Katastrophe.
Dieser Parcours besteht unter anderem aus Videosequenzen, in den denen Alicia Agustín selbst auftritt – mit Hang ins Absurde oder ins Okkulte, was die Memes gerade vorgeben. Die Simulation muss immer mitgedacht werden in dieser Ausstellung, in der man sich immer wieder umdrehen sollte, um nichts zu verpassen.