Donaueschinger Musiktage 2024: Der Sound der Dinge und Erinnerungen

Elsa Biston
Elsa Biston, Aussi fragile que possible, 2024, Installationsansicht, courtesy the artist
Thema
27. September 2024
Text: Redaktion

Elsa Biston: Aussi fragile que possible.
Museum Art.Plus, Museumsweg 1, Donaueschingen.
Klanginstallation und Konzerte: 17. bis 20. Oktober  2024, Ausstellung bis 10. November 2024.
www.museum-art-plus.com

Lilja María Ásmundsdóttir: Hidden Traces.
Galerie im Turm, Karlstr. 60, Donaueschingen.

Lucia Kilger: smonize.
Ab 17. Oktober 2024.
Unbegrenzt online auf www.swr.de/donaueschingen

Robin Minard: Kaminoyama Soundmark.
Permanent im Karlsgarten, Donaueschingen.

Elsa Biston
Elsa Biston, Aussi fragile que possible, 2024, Installationsansicht, courtesy the artist

Eine Trommel, ein Becken, ein Hocker, dazu Kabel, Laub, Kartons, Papier – die Dinge, die Elsa Biston (*1978) anlässlich der diesjährigen Donaueschinger Musiktage für ihre Klanginstallation im Museum Art.Plus arrangieren wird, sollen betont offen und flüchtig zueinander in Beziehung stehen. Wie der Titel schon sagt: „Aussi fragile que possible“ – so fragil wie möglich. Denn Zerbrechlichkeit lenkt die Aufmerksamkeit. Sie stimmt ein auf die Intimität, die Biston mit ihren Kompositionen zwischen den Dingen und den Menschen entstehen lassen möchte. Besucher:innen können Teil der Installation werden, indem sie aktiv in das Geschehen eingreifen. Die Materialsammlung fungiert dabei als eine Art kleinteiliges Orchester aus vibrierenden, resonierenden, sich gegenseitig in Klang versetzenden Objekten, die auf Impulse von außen reagieren. Zur Eröffnung der Musiktage wird Elsa Biston es zudem in zehn je 45-minütigen Konzerten des Ensembles United Instruments of Lucilin mit ihren Kompositionen füttern.  

Bistons empfindliche Klanglandschaft ist eine von vier installativen Arbeiten, die das weltweit älteste Festival für Neue Musik in diesem Jahr begleiten. Mit ihrer Installation „Hidden Trails“ wird die isländische Künstlerin Lilja María Ásmundsdóttir die Galerie im Turm in ein großes Instrument verwandeln. Auch hier sind die Besucher:innen eingeladen, auszuprobieren, wie die eigenen Bewegungen im Raum den klanglichen Charakter der Installation verändern. Die Kölner Komponistin und Medienkünstlerin Lucia Kilger dagegen entwirft mit ihrer Arbeit „smonize“ akustische 3D-Parallelwelten ausschließlich für Kopfhörer. In Donaueschingen feiert ihr Stück damit gleich doppelt Premiere – als Uraufführung und als erste Auftragsarbeit überhaupt, die die Festivalleitung für den digitalen Raum vergab. 

Der kanadische Komponist Robin Minard (*1953) schließlich arbeitet an der Überwindung des geografischen und des historischen Raumes durch Klang. Seine Installation „Kaminoyama Soundmark“ folgt den Spuren des japanischen Dichters Saitō Mokichi (1882-1953), der 1924 die Donauquelle in Donaueschingen besucht und darüber einen Reisebericht sowie mehrere Gedichte geschrieben hatte. Minard reiste 2024 nach Kaminoyama, in die Heimatstadt des Dichters, die heute Partnerstadt von Donaueschingen ist, und nahm dort unter anderem den Sound einer Tempelglocke auf, die nun dreimal täglich im Karlsgarten erklingt – unter anderem um 16.20 Uhr, als Saitō Mokichis Zug vor 100 Jahren den Donaueschinger Bahnhof verließ und der Dichter nach Japan zurückkehrte.