Neon, LED & Co. Lichtkunst aus der Sammlung Schaufler.
Schauwerk Sindelfingen, Eschenbrünnlestr. 15, Sindelfingen.
Mittwoch bis Sonntag 11.00 bis 18.00 Uhr.
Bis 10. August 2025.
www.schauwerk-sindelfingen.de
Licht zählt wohl zu den spannendsten Materialien, mit denen ein:e Künstler:in arbeiten kann – obwohl allgegenwärtig, bleibt Elektrizität dennoch ungreifbar. Licht tritt pulsierend, strahlend, gebündelt oder raumgreifend auf und geht dabei eine individuelle Beziehung mit den Rezipierenden ein. Es zieht uns an, stößt uns ab, weckt Gefühle, löst Erinnerungen aus.
Die in der Ausstellung „Neon, LED & Co.“ gezeigten Exponate aus der Sammlung Schaufler durchwandern die internationale Entwicklung der Lichtkunst von ihren Anfängen in den 1960er Jahren bis in die Gegenwart. In verschiedenen Frequenzen, Farben und Formen buhlen die rund 20 Exponate um die Aufmerksamkeit der Besucher:innen. Da ist François Morellets (1926-2016) raumgreifende Arbeit „Lamentable Ø 820 cm rouge“, welche an einen Spaziergang durch ein Rotlichtviertel erinnert. Direkt dahinter prangen Martin Creeds (*1968) Lettern „DON’T WORRY“ in eben jenem Moulin-Rouge-Rot. Direkt daneben die wild blinkenden Dollar-Zeichen von Tim Noble (*1966) und Sue Webster (*1967), die 2001 zunächst ein vulgäres Statement zum Kunstmarkt als Kapitalmarkt sein wollten und schließlich selbst zum Kassenschlager wurden. Diagonal gegenüber in Gelb, Rot und Blau Arbeiten des Lichtkunst-Pioniers Dan Flavin (1933-1996). Den bunten Arbeiten stehen weißleuchtende, ruhigere Werke gegenüber, wodurch der Ausstellungsraum eine Art Zweiteilung erfährt. In fast schon bürolichtartiger Atmosphäre findet sich dort die Decken-Installation „Light Steps“ von Brigitte Kowanz (1957-2022), die mit handelsüblichen Leuchtstoffröhren die Illusion einer im Raum schwebenden Treppe erzeugt. Ein Verbindungsstück zwischen bunt-lauten Werken und weiß-schlichter Lichtkunst schafft Tracey Emins (*1963) türkis leuchtender Schriftzug „You touch my Soul“. Die britische Künstlerin, die seit den Neunzigern mit Leuchtschriften arbeitet, macht in ihrem Schaffen das Emotionale, das dem Material der Neon-Röhre anhaftet, stark.
Dass Lichtkunst in besonderem Maße vom Raum lebt, sich erst durch diesen und in diesem generiert, verdeutlicht die 2019 entstandene Arbeit „Sun Mirror“ des dänischen Künstlers Jeppe Hein (*1974). Hier dreht sich eine goldglänzende Stahlscheibe mit einem Durchmesser von drei Metern an der Wand, die Lichtquelle ist auf der Rückseite fixiert. Die weite Fußbodenfläche reflektiert dieses Licht und weckt Assoziationen von einem riesigen Kaleidoskop oder dem Glitzern der Abendsonne auf den Wellen des Meeres, wodurch die Betrachtenden regelrecht zum Eintauchen in den Raum animiert werden.
Nicht selten beeinflussen sich Werke der Lichtkunst gegenseitig auf eine Weise, dass sie die jeweils andere Arbeit in ihrer Gestalt verändern – das ist eine kuratorische Herausforderung und Möglichkeit zugleich, in der Ausstelllung zu beobachten anhand Otto Pienes „Fire“ (1928-2014) und Günther Ueckers (*1930) „Hommage à Fontana“ (*1962), beides Künstler der Gruppe ZERO.
Doch auch Restaurator:innen stellt Lichtkunst vor Schwierigkeiten. Was geschieht mit einem Kunstwerk, dessen Glühlampe durchgebrannt ist? Mit dieser Frage konfrontiert Peter Koglers (*1959) Gemälde „Ohne Titel“ die Besuchenden beim Betreten und Verlassen der Ausstellung. Am Eingang der Schau begegnen wir seiner überdimensionalen Glühbirne, die sich in schwarzen Konturen auf neongelbem Grund abzeichnet. Das Bild entstand 2009, im Jahr des EU-Verbotes der Glühlampe, und weist damit auf die Herausforderungen beim Konservieren von Lichtkunst hin. Nicht immer gelingt die Umstellung auf LED, zu individuell oder rar sind manche Lampen. Welche Alternativen gibt es also, um Lichtkunst möglichst langlebig zu halten? Koglers Werk ist auch die Frage immanent, wie und ob man Lichtkunst angesichts des hohen Ressourcenverbrauchs künftig möglichst nachhaltig gestalten und ausstellen kann.