Elias Njima bei den Swiss Art Awards / Kiefer Halblitzel | Göhner Preis, Messe Basel, Halle 1.1.
11. bis 16. Juni 2024. Dienstag bis Samstag 10.00 bis 20.00 Uhr, Sonntag 10.00 bis 18.00 Uhr. Montag Preisverleihung 11.30 bis 13.00 Uhr, Vernissage: 18.00 bis 22.00 Uhr.
www.swissartawards.ch
Im Zentrum des Gemäldes „Coucher de soleil (II)“ des Genfers Elias Njima (*1994) begegnet uns eine androgyne Gestalt in Schulteransicht. Scheinbar von der Sonne geblendet, kneift sie die Augen zusammen, während ihr nach oben gerichteter Blick auf etwas jenseits der Leinwand gerichtet zu sein scheint. Den Hintergrund bildet eine mit roten Blumen gesprenkelte Wiese, die sich bis zu einem schmalen Streifen violetten Himmels erstreckt, eine kleine gelbe Sonne berührt den Horizont. Was mag diese Gestalt blenden, wenn sich der titelgebende Sonnenuntergang bereits im Hintergrund der Szene abspielt? Auffallend ist auch der lange Schatten, den die Nase wider alle physikalischen Gesetze auf das Gesicht wirft. All diese Ungereimtheiten dürften jedoch weniger zu Denken geben als das zentrale Geschehen auf diesem Gemälde. Tatsächlich ist die Figur nämlich gerade dabei, mit weit aufgerissenem Mund einen Schmetterling zu verspeisen. Was geht hier vor sich? Gute Frage. Eine Antwort bleibt Elias Njima schuldig – aus gutem Grund, denn diese Rätselhaftigkeit ist zentral für seine Malerei. Die vielschichtigen Stimmungen speisen sich aus der ambivalenten und geheimnisvollen Symbolik von Njimas Bildern, Zeichnungen und Keramiken. Immer wieder begegnen uns mit Bedeutung aufgeladene Dämmerungen, Blumen, Pilze – und vor allem eindringliche Gesichter, nicht nur menschliche. Die Bilder scheinen uns förmlich anzublicken, da hier allen möglichen Dingen Augen gewachsen sind – von Schmetterlingsflügeln und Bäumen bis hin zu Händen und Tischdecken.
Sowohl persönlichen Geschichten als auch literarischen Referenzen entsprungen, porträtiert der Künstler eine Welt, in der ihre Bewohner*innen von den Worten im Stich gelassen wurden. Stattdessen erinnern uns durchdringende Blicke daran, dass wir als die tiefgründigsten Gespräche manchmal diejenigen erleben, in denen nichts ausgesprochen wurde. So gesehen sind die Szenarien, die Njima malt, möglicherweise doch nicht so fern von unserer eigenen Realität.