Christiane Blattmann

Christiane Blattmann, A Tampered Scale, 2023, Installationsansicht „A New Balance“ bei mauer, Köln, 2023, Courtesy the artist, © Christiane Blattmann, Foto: Mareike Tocha
Porträt
8. Juni 2024
Text: Annette Hoffmann

Christiane Blattmann bei Damian & The Love Guru, Zürich und Brüssel, an der Liste Art Fair Basel, Messe Basel, Halle 1.1.
10. bis 16. Juni 2024.
Montag 18.00 bis 20.00 Uhr, Dienstag bis Samstag 12.00 bis 20.00 Uhr, Sonntag 11.00 bis 16.00 Uhr.
www.liste.ch

Es ist natürlich reiner Zufall, dass die Skulptur von Christiane Blattmann (*1983) „Vampires in the Concrete Factory“ von 2022 in etwa die Kurve des Logos ihrer Galerie Damien & the Love Guru beschreibt. Über die Beweglichkeit des Love Gurus kann man nur mutmaßen, aber Blattmanns Skulptur wirkt geradezu belebt. Auch wenn die Arbeit kopflos ist, so erinnert ihre Linie dennoch an einen Hund, der sich über die Aufmerksamkeit freut, die ihm gleich zu Teil werden wird.

Tatsächlich haben auch die neueren Arbeiten der Künstlerin, die in Hamburg bei Jutta Koether und Nick Mauss studiert hat, etwas Animistisches. Auch wenn sich diese nun viel stärker mit der Architektur befassen. Diesen Objekten, die in Hohlsteine übergehen, wie sie beim Bau verwendet werden, scheint ein Rückgrat oder ein Gerüst zu fehlen. Stattdessen wirkt die mit Wachs behandelte und eingefärbte Leinwand wie Haut oder eben wie ein sehr steifer Stoff. Das Wachs verfestigt den Fall der Leinwand und lässt sie wie Gewandfalten an antiken Statuen aussehen. „Vampires in the Concrete Factory“ war noch durch waagrechte Strukturen an der Oberfläche charakterisiert, die sich von der Technik des Korbflechtens oder dem Schussfaden beim Weben ableiten lassen. In ihrer Einzelausstellung in der Kunsthalle Münster 2019 flocht Blattmann, die in Brüssel und Hamburg lebt, plastische, hängende Objekte aus Naturrohr, auf denen Malerei aus Silikon appliziert war. „Un-Break My Walls“ lautete der Titel der Ausstellung, überhaupt beziehen sich diese oft auf Mauern oder Gesetze, die eine Ordnung vorgeben oder wie bei „A New Balance“ ein neues Gleichgewicht fordern.

Christiane Blattmanns Skulpturen verhandeln Schwerkraft, Proportionen und Raum. Dass sie auch eine inhaltliche Ebene haben, darf man voraussetzen. Frühere Arbeiten haben sich durch Titel oder Motivauswahl auf Dramen von Heinrich von Kleist und Aristophanes bezogen. In neueren Skulpturen setzt sich Blattmann mit den sozialen Dimensionen des Bauens auseinander. Man muss das nicht wissen. So wie die Materialien, die sie verwendet, ein Amalgam bilden, so verbindet sie auch Form und Inhalt derart miteinander, dass sie eine neue Einheit eingehen.