Nina Rieben an den Swiss Art Awards, Messe Basel, Halle 1.1
11. bis 16. Juni 2024. Dienstag bis Samstag 10.00 bis 20.00 Uhr, Sonntag 10.00 bis 18.00 Uhr. Montag Preisverleihung 11.30 bis 13.00 Uhr, Vernissage: 18.00 bis 22.00 Uhr.
www.swissartawards.ch
Diese Installationen und Skulpturen laden die Betrachter*innen ein, durch uneindeutige Gefühlswelten zu reisen. Das Werk von Nina Rieben (*1992) ist von einer tiefen poetischen Sensibilität durchdrungen. Narrative Fragmente geben dabei immer nur flüsternde Hinweise. Ein besonders eindrucksvolles Beispiel ist Riebens Serie von Textilobjekten, die sie als eine der Finalistinnen bei den Swiss Art Awards präsentiert. Diese Assemblagen bestehen aus Schichten von Kleidungsstücken, genähten Textilien und Textelementen, die wie ein Entwurf mit Stecknadeln zusammengehalten sind. Die Werke thematisieren den Moment des Anprobierens – nicht nur von Kleidung, sondern auch von Stimmungen und Gefühlen – und erforschen die Suche nach einer ästhetischen Ausdrucksform. Die Antwort darauf findet Rieben immer wieder im Verschmelzen von Poetischem und Alltäglichem. So liegt in der Installation „my dear, Trennungskompetenz“ ein Handy mit Abschiedstext auf dem Boden, Laub trocknet in der Ecke vor sich hin, während eine vergilbte Zigarette auf einer Heizung liegt, beschriftet mit „Ich vermisse dich“. Spröde knistert, was einst erblühte. Solche Szenen spiegeln eine sentimentale Hingabe wider, die nie ins Kitschige abdriftet, sondern die Härte und Komplexität der Liebe einfängt. Die Lyrik scheint es ihr dabei besonders angetan zu haben: So benennt Rieben eines ihrer Werke „Your poetry‘s bad and you blame the news” – eine Songzeile aus dem Lied „Norman fucking Rockwell” von Lana del Ray, Queen des melancholy Girl Chic. Nicht ganz so „bad”, aber allenfalls Durchschnitt sind die beschworenen Gedichte ihrer Soloschau „average poems sound best at midnight“. In der Freiburger Kaiserwache setzte die Künstlerin ihre Werkreihe von Wachsskulpturen fort, die aus Kerzenresten gefertigt sind und wie gebrechliche Figuren wirken, die sich zur Decke strecken. Diese Arbeiten zeigen die „Geisterstunde” als Moment der Transformation, in der pathetische Sinnlichkeit ins Schwanken gerät. Und machen damit klar: Ob etwas zutiefst romantisch oder wahnsinnig peinlich ist, Liebe oder Lächerlichkeit, Kunst oder Kitsch – das hängt oft vom Momentum ab.