Lucas Erin

Lucas Erin, Mové Tan, Medals, bronze casting, and satin, 2023, Courtesy the artist
Porträt
5. Juni 2024
Text: Jürgen Moises

Lucas Erin bei suns.works, Zürich, an der Liste Art Fair Basel, Messe Basel, Halle 1.1.
10. bis 16. Juni 2024.
Montag 18.00 bis 20.00 Uhr, Dienstag bis Samstag 12.00 bis 20.00 Uhr, Sonntag 11.00 bis 16.00 Uhr.
www.liste.ch

Lucas Erin, Mové Tan, Medals, bronze casting, and satin, 2023, Courtesy the artist

Bei einem Selbstporträt, da denkt man an ein Bild, ein Foto, eine Skulptur. Lucas Erin hat bei einer seiner Ausstellungen stattdessen seine Brieftasche auf einen Tisch gelegt. Darin war die abgelaufene Aufenthaltserlaubnis des 1990 auf Martinique geborenen Künstlers. Ein Liebesbrief und ein Glücksbringer. Eine Karte, die auf seinen alten Job bei einem Fernsehsender hinwies. Damit erfuhr man etwas über die Herkunft des in Lausanne lebenden Künstlers, bekam eine Ahnung, wer er ist und was er macht. Wobei man sagen könnte: Das noch treffendere Selbstporträt eines Menschen, das wäre heute wohl sein Handy.

Aber die Arbeiten von Lucas Erin sind nicht digital, sondern vorwiegend plas­tisch. Erin macht Skulpturen, Installationen, Videos. Nach seinem Studienabschluss im Jahr 2016 an der ECAL in Lausanne richtete sich sein Interesse zudem verstärkt auf die soziale und kollektive Praxis. Erin zog nach Paris, engagierte sich in verschiedenen, unabhängigen und von Künstlerinnen und Künstlern betriebenen Kunsträumen wie „La Colonie“ und „Doc!“. Dann kam Corona. Und davon beeinflusst kehrte Erin 2020 zu seiner visuellen Praxis zurück.

Die soziale Interaktion spielt für den Künstler aber weiterhin eine Rolle. Und eine wichtige Frage für ihn ist, wie man eine neue Form der Solidarität erschafft. Das zeigt sich etwa in der Serie „Hochet“ von 2021. Diese besteht aus weißen Boxsäcken, die an rostigen Ketten hängen und an denen Glocken angebracht sind. Wer will, kann hier seine Gefühle ausleben, sicht- und hörbar für andere. In einem Video interagieren Krabben mit einer Drohne. Eine weitere Arbeit setzt sich mit Wirbelstürmen auseinander, angestoßen durch eigene Erfahrungen mit dem Hurrikan Maria. Kunst sei etwas Ernstes, so der Künstler, der 2022 ein Stipendium der Fondation Leenaards erhielt. Sie könne aber auch freudvoll und festlich sein. Zu sehen waren seine Werke bisher unter anderem im Musée cantonal des Beaux-Arts Lausanne und im Helmaus Zürich.