Jon Merz

Jon Merz, Welle, 2022, Courtesy the artist
Porträt
6. Juni 2024
Text: Jürgen Moises

Jon Merz an den Swiss Art Awards, Messe Basel, Halle 1.1.
11. bis 16. Juni 2024. Dienstag bis Samstag 10.00 bis 20.00 Uhr, Sonntag 10.00 bis 18.00 Uhr. Montag Preisverleihung 11.30 bis 13.00 Uhr, Vernissage: 18.00 bis 22.00 Uhr.
www.swissartawards.ch

Jon Merz, Narcisse, 2023, Courtesy the artist

Auf seiner Instagram-Seite kann man den in Berlin und Basel lebenden Künstler Jon Merz (*1981) mit Staffelei und Sommerhut im Grünen sehen. Fast so als wäre er ein Impressionist des 19. Jahrhunderts. Die im unmittelbaren Umfeld abgebildeten Gemälde sehen aber eher nach Expressionismus und zuweilen auch Symbolismus aus. Auf manchen Bildern tauchen zudem Totenköpfe, Monster, Fratzen auf, was wiederum an die fieberhaften Visionen eines Odilon Redon oder James Ensor denken lässt. Weiter unten folgen dann irgendwann schwarzweiße Druckgrafiken. Auch darauf sind Landschaften und Totenköpfe oder andere Fratzen. Und auch sie erscheinen vom Stil her eher klassisch, fast altmeisterlich, auf jeden Fall kunsthistorisch geschult. Vieles wirkt also irgendwie bekannt, aber dann auch extrem überraschend. Und zwar, wenn man auch das frühere Werk des Künstlers kennt. Wie etwa seine monochrom bemalten Holzkuben aus den frühen 2010er-Jahren. Oder seine Konstruktionen aus Sperrholzplatten oder Stahlstangen und anderen Materialien aus dem Baumarkt. Diese frühen, zwischen Malerei und Objekt changierenden Werke lassen an Strömungen wie Post-Minimal und die konzeptionelle Kunst der 1970er-Jahre denken, an Hard Edge oder Farbfeldmalerei. Oder an deutsche Künstler wie die Beuys-Schüler Imi Knoebel und Blinky Palermo. Wie diese erscheint auch Jon Merz damit als neuer Vertreter einer konstruktivistischen, gegenstandslosen Kunst, einer Art Konstruktivismus 3.0.

Wie nun dieser scheinbar starke Wandel zu erklären ist? Nun, um die spirituelle, geistige Seite der Kunst geht es Jon Merz, der zuerst Industrie-Design in Paris und danach Kunst in Bern, Berlin und Hamburg studiert hat, schon immer. Und schon in der Moderne war es so, dass manche das Geistige in der Klarheit der Geometrie, andere im Lyrisch-Expressiven suchten. Es scheint fast so, als wäre Merz, angeregt durch eine Beschäftigung mit Illustration, Grafik und Kunsthandwerk in den letzten Jahren, nun auf der anderen Seite gelandet.