Zwischen Nachhaltigkeit und Relevanz

Dorian Sari & Klimastreik Schweiz, What Are We Doing?, Gruppenporträt mit Bücherregal, Foto: SALTS
Thema
19. April 2024
Text: Redaktion

What Are We Doing? Art in the face of climate change. Schweiz 2023, 55 Min., Regie: Dorian Sari & Klimastreik Schweiz.
Premiere: 20. April 2024, 14.00 Uhr, Stadtkino Basel, Klostergasse 5, Basel, mit anschließendem Talk.
www.stadtkinobasel.ch

Weiteres Screening: Helmhaus Zürich, 7. Juli 2024.
www.helmhaus.org

What Are We Doing? Ausstellung mit Maya Hottarek, Uriel Orlow und Dorian Sari & Klimastreik Schweiz, kuratiert von Benedikt Wyss.
City SALTS, Hauptstr. 12, Birsfelden-Basel.
25. April bis 2. Juni 2024.
www.salts.ch

Dorian Sari & Klimastreik Schweiz, What Are We Doing?, 2023, Plakat, Foto: SALTS

Anatol Bosshard, Benjamin Rytz und Helma Pöppel vom Klimastreik Schweiz gehören nicht zu den Aktivistinnen und Aktivisten, die Kleber oder Tomatensuppe im Rucksack haben, wenn sie eine Kunstinstitution betreten. Doch am Anfang von Dorian Saris und Io Baurs Film „What are we doing? (Art in the face of climate change)“ gibt es erst einmal ein Pfeifkonzert. Alle wissen, auch die Kunst ist Teil des Problems Klimakrise. Wobei mit Josef Helfenstein vom Kunstmuseum Basel, Elena Filipovic von der Kunsthalle Basel und Beat Jans, Präsident von Basel-Stadt und Umweltwissenschaftler, Führungspersönlichkeiten im Oberlichtsaal der Kunsthalle Basel sitzen, die sich des Problems bewusst sind. Und mehr als das. Bis 2037 will der Kanton Basel-Stadt Klimaneutralität erreichen. Doch die Gesprächskonstellation zeigt auch eines deutlich: wenige Monate nach dem Treffen in der Kunsthalle, das der Film dokumentiert, ist Helfenstein im Ruhestand, Filipovic ab Juni Direktorin des Kunstmuseum Basel und Jans im Bundesrat. Personen sind nicht mit den Institutionen identisch, wobei sich für Filipovic und Jans damit keineswegs dünnere Bretter zum Bohren ergeben.

Hätten Kunstinstitutionen einen klimaneutralen Fußabdruck, wären keine Transporte möglich, keine Einladungen an Kunstschaffende über die lokale Szene hinaus, Materialien müssten recycelt werden und die Häuser wären geschlossen. Verantwortliche befinden sich in einem Dilemma, machten sowohl Helfenstein als auch Filipovic deutlich. Zumal die Bereitschaft von Sponsoren, Ausstellungen zu ermöglichen wesentlich größer sei als in die Nachhaltigkeit der Gebäude zu investieren, lautet Filipovics Resümee nachdem sie Gelder für LEDs akquirieren wollte. Was helfen könnte: das Klimaengagement transparent machen und nicht allein Geschichten vom Verzicht erzählen, so der Basler Künstler Dorian Sari. Tatsächlich lässt sich die Nachhaltigkeit von Kulturinstitutionen kaum darstellen. Messbar sind Flüge und Transporte, ungezählt bleiben jedoch die Reisen, die jemand nicht in die USA oder nach Paris unternimmt, weil das Bedürfnis nach kultureller Teilhabe vor Ort gestillt wird oder die ganz alltäglichen klimafreundlichen Entscheidungen, zu denen jemand durch eine Ausstellung bewogen wird. Und neben der Bewahrung der Sammlungen haben Museen eben auch das Mandat einer sozialen Nachhaltigkeit. Während Helfensteins Direktion war oft afroamerikanische Kunst in Basel zu sehen gewesen, hätte er es gelassen, das Museum wäre homogener und weißer geblieben. Das steht gleichberechtigt auf der Habenseite genauso wie die sehr realen und begründeten Zukunftsängste der jüngeren Generation.