Judith Kakon, Lou Masduraud: Wasser verbindet

Judith Kakon Kunst Raum Riehen
Judith Kakon, Iris, 2024, Installationsansicht Kunst Raum Riehen, Courtesy the artist, Foto: Gina Folly
Review > Basel > Kunst Raum Riehen
25. März 2024
Text: Annette Hoffmann

Judith Kakon, Iris.
Lou Masduraud, Mananagement opera.
Kunst Raum Riehen, Baselstr. 71, Base-Riehen.
Mittwoch bis Freitag 13.00 bis 18.00 Uhr, Samstag bis Sonntag 11.00 bis 18.00 Uhr.
Bis 14. April 2024.
www.kunstraumriehen.ch

Lou Masduraud Kunst Raum Riehen
Lou Masduraud, Fontaines (I-VIII), 2023, Detail, Courtesy the artist, Foto: Gina Folly

Wasser findet seinen Weg. Doch bei Lou Masdurauds „Fountaines“ wird es derart abgelenkt, dass es nicht flach die Kupferplatte herunterrinnt, sondern fröhlich vor sich hin springt. Auf dem Boden im Kunst Raum Riehen hat sich bereits eine kleine Pfütze gebildet. Die Tonmünder, aus denen das Wasser läuft, sind tatsächlich so individuell, dass sie für keinen reibungslosen Ablauf sorgen können. Manche sind gepierct, andere haben statt Zähne graue Perlen im Mund, eine andere Zahnreihe wird durch eine Spange begradigt. Sie sehen aus wie der Alptraum von Zahnhygienikern. Umso mehr als die in Genf lebende französische Künstlerin Masduraud (*1990) nicht nur auf italienische Renaissancebrunnen mit ihren vielmündigen und oft versinterten Fontänen Bezug nimmt, sondern auch auf Urinale. Doch statt hygienischem Edelstahl hat sie Kupfer verwendet und dieses zudem mit in Scheiben geschnittenen Essiggurken belegt, so dass sich ein Muster in die Platte geätzt hat.

Zusammen mit der Basler Künstlerin Judith Kakon hat Kuratorin Simone Neuenschwander Masduraud zum neuen Ausstellungsformat „Double“ eingeladen. Die beiden Positionen sollen einerseits autonom funktionieren, andererseits einen zwanglosen Dialog eingehen. Bei Kakon und Masduraud wird dieser oberflächig gesehen durch das Wasser eingeleitet, doch es gibt auch formale Ähnlichkeiten, die einerseits in der Bedeutung der Recherche für ihr Werk liegen, andererseits in ihrem Interesse, wie sich Gesellschaften organisieren.

Im Kunst Raum Riehen empfängt die Installation „Iris“ von Judith Kakon im Zwischensaal die Ausstellungsbesucher. Sie besteht aus mehreren verschieden farbigen Wasserbottichen wie man sie vom Blumengroßhandel kennt. In einem von ihnen steckt ein Strauß Iris. Doch Kakon hat die Vasen aus Keramik im 3D-Drucker hergestellt und glasiert. Die Massenware, die stapelbar wie ein Container ist, wird zwar aufgewertet durch das Material sowie die Glasur, doch sie bleibt ein funktionales Objekt. Und dann ist da noch die Serie von ramponierten und kollabierten Regenschirmen „Disparate Images“, die Kakon im öffentlichen Raum in schwarz-weiß fotografiert hat. Ihre vermutlich entnervten Besitzer haben sie einfach liegen lassen, nachdem sie den Dienst in Regen und Sturm versagten. Bei Kakon wird diese Serie, die sich über mehrere Säle verteilt, zu einem Sinnbild für einen Schutz, der zu viel versprach. Es bleibt ein dysfunktionaler Gegenstand, das Ungeschick davor ist nicht das, was sie interessiert. Aber das kann man sich ja denken.