Luiza Margan

Luiza Margan
Luiza Margan, Cache, 2023, Courtesy the artist, @ Luiza Margan, Installationsansicht ZeppLab, Zeppelin Museum Friedrichshafen, Foto: Albert Kunzer, ZF Friedrichshafen AG
Porträt
28. Dezember 2023
Text: Annette Hoffmann

Luiza Margan: Cache.
Kunststiftung im Zeppelin Museum, Seestr. 22, Friedrichshafen.
Dienstag bis Sonntag 10.00 bis 17.00 Uhr. Bis 28. Januar 2024.
www.zeppelin-museum.de
www.zf-kunststiftung.de
www.luizamargan.net

Luiza Margan
Luiza Margan, There Is Always Someone Looking Through The Window From This Tower, 2023, Courtesy the artist, @ Luiza Margan, Installationsansicht ZeppLab, Zeppelin Museum Friedrichshafen, Foto: Rafael Krötz
Luiza Margan
Luiza Margan, Cache, 2023, Courtesy the artist, @ Luiza Margan, Installationsansicht ZeppLab, Zeppelin Museum Friedrichshafen, Foto: Albert Kunzer, ZF Friedrichshafen AG

Gut 7000 Partisanendenkmäler gab es einmal im ehemaligen Jugoslawien. Ein Großteil davon ist in keinem guten Zustand. Die politische Lage ist kompliziert und nicht alle haben positive Erinnerungen an die Tito-Zeit. Luiza Margan ist mit diesen Monumentalwerken aufgewachsen, 1983 wurde sie in Rijeka geboren. Die Hafenstadt war während des Zweiten Weltkrieges erst von den italienischen Faschisten besetzt, zwischen 1943 und 1945 von den Deutschen. Und 1955 ließ Tito in Rijeka ein Denkmal für die Befreiung errichten, das von Vinko Matkovic realisiert wurde. In ihrer Arbeit „Restaging Monument“ hat sich die in Wien lebende Künstlerin mit dieser alles überragenden Monumentalskulptur befasst und sie symbolisch von ihrem Podest geholt. Margan hat Fotos aus Matkovic‘ Atelier zu Collagen verarbeitet und die angeschnittenen Glieder der Figurengruppe mit Aufnahmen ihres eigenen Körpers fortgesetzt. Es sieht ein bisschen aus als machte die Künstlerin Dehn- oder Yogaübungen, was das Pathos dieser Skulptur auf komische Weise bricht. Während der Biennale Freiburg #1 war die Werkgruppe im Kunstverein Freiburg zu sehen und Luiza Margan erweiterte sie um eine Performance, die ein Denkmal an den Sieg über die Franzosen während des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 mit einer Rede von Rosa Luxemburg im nahegelegenen Stadtgarten verband. Luxemburgs Friedensappell verhallte bekanntlich folgenlos.

Es ist also eine schöne Koinzidenz, dass Luiza Margan während ihres Stipendiums der ZF Kunststiftung das Turmatelier im Zeppelin Museum in Friedrichshafen beziehen konnte. Sozusagen auf Augenhöhe mit jeder nationalen Erinnerungskultur. Man sieht von hier aus nicht die Stadt, die wegen der hier ansässigen Rüstungsindustrie weitgehend zerstört und nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufgebaut wurde. Man sieht von hier aus auf den Hafen und Richtung Schweiz. „There is always someone looking through the window from this tower“ hat Luiza Margan anlässlich ihrer Ausstellung „Cache“ im Zeppelin Museum in eines der Atelierfenster geschrieben. Es gibt immer jemanden, der sich des Hoheitsraumes der Luft bemächtigt und auf seiner Sicht der Dinge besteht. Es klingt weniger wie eine Bedrohung, eher wie eine Kontrolle der Mächtigen. „Ich interessiere mich für die Identität des Ortes in Bezug auf seine Geschichte, wie sich diese auf sein Erscheinungsbild, seine Lebensweise und seine Wirtschaft auswirken und wie sich die Geschichte in den öffentlichen Raum einschreibt“, sagt Margan.

Margans Arbeiten fügen sich in Stadtbilder ein, indem sie Erinnerungen ausgräbt. In Friedrichshafen hat sie über die Rüstungsindustrie, die Zwangsarbeit in einem KZ-Außenlager sowie über den lokalen Widerstand gegen das NS-Regime geforscht. Und ein bisschen setzt sich hier das Prinzip der Collage fort, indem sie ihre Recherche in Objekte einbaut. So sind im Zeppelin Museum Spinde ausgestellt, in denen etwa „Widerstand“ oder „Freiheit“ steht. Die Fahrradschläuche in den Bildobjekten wiederum erinnern daran, dass manche in den Widerstand gingen. Informationen wurden vor Kriegsbeginn etwa von Josef Steidle und Artur Göritz aus den Rüstungsbetrieben herausgeschmuggelt. Neben diesem kommunistischen Widerstand gab es auch einen, der einem gewerkschaftlichen Engagement nahestand. Fridolin Endreß etwa verbarg in Fahrradschläuchen Flugblätter, an ihn erinnert in Friedrichshafen ein Platz und eine Gedenktafel. Sie alle wurden in Berlin-Plötzensee hingerichtet.