Cahiers d’Artistes: Fördern durch Publizieren

Reihe der individuellen Formate: das Cover des Cahier d’Artistes von Thomas Julier, Courtesy Cahiers d'Artistes, 2023 © Larissa Kasper / Jungle Books
Thema
11. Dezember 2023
Text: Redaktion

Cahiers d’Artistes 2023, Jungle Books, St. Gallen  2023.
Anfragen zu einzelnen Exemplaren und zum Programm der Book Launches bei The Artists unter theartists.net oder bei prohelvetia.ch

Reihe der individuellen Formate: das Cover des Cahier d’Artistes von David Knuckey, Courtesy Cahiers d'Artistes, 2023 © Larissa Kasper / Jungle Books
Reihe der individuellen Formate: das Cover des Cahier d’Artistes von Patricia Bucher, Courtesy Cahiers d'Artistes, 2023 © Larissa Kasper / Jungle Books

„Jedes Quäntchen Unschuld, das wir verlieren, müssen wir mit einem Kilo Können wettmachen“, schrieb Pipilotti Rist 1994 in ihrem legendären Künstlerinbuch „I’m Not The Girl Who Misses Much“. Die Zürcherin war damals 31 Jahre alt und stand kurz vorm internationalen Durchbruch. Dass die Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia diese erste Publikation von Rist finanziert hatte, dürfte dabei nicht geschadet haben. Der Band aus der Reihe der „Cahier d’artistes“ erschien auf Deutsch, Englisch und Französisch, begleitend zur ersten institutionellen Soloschau der Künstlerin im Kunstmuseum St. Gallen, die dann weiter nach Graz und Hamburg tourte.

Bis heute sind in dieser Publikationsreihe 160 Bände erschienen, von Fischli/Weiss (1985) und Hannah Villiger (1986) bis Pedro Wirz (2019) und Dorota Gawęda & Eglė Kulbokaitė (2021). Von Beginn an hat sich die Pro Helvetia dabei auch um den Vertrieb gekümmert und die Cahiers über ihr internationales Netzwerk weltweit in die Hände von Kurator:innen und Kritiker:innen gebracht. Konzept und Umsetzung dieser nachhaltigen Künstler:innenförderung sind seit knapp 40 Jahren nahezu unverändert geblieben. Alle zwei Jahre werden acht Publikationsstipendien für Kunstschaffende unterschiedlicher Disziplinen ausgeschrieben. Aus den Eingaben wählt eine Jury die Künstler:innen der kommenden Ausgabe aus, die ihre Publikation dann zusammen mit einer Autorin oder einem Autor ihrer Wahl in Eigenregie realisieren. Bis 2021 waren sie dabei noch an ein einheitliches Format gebunden. Mit der aktuellen Edition ist diese Vorgabe weggefallen – mit dem Ergebnis, dass die Publikationen jetzt erstmals so individuell daherkommen, wie die unterschiedlichen Konzepte oder künstlerischen Praktiken, die sie dokumentieren, es nahelegen. So erzählt Maria Guta (*1983) in ihrem glamourösen, aus alten Hollywoodmagazinen collagierten Fake-Fan-Album die Geschichte einer fiktiven Filmdiva, deren Gesicht sie durch ihr eigenes ersetzt hat. Und wo Martin Chramosta (*1982) in seinem kleinen Band „Hotel Europa“ Hunderte von Fotografien skulpturaler Zuständen aller Art versammelt, die ihm in den letzten fünf Jahren im öffentlichen Raum begegneten, zeigt Patricia Bucher (*1976) in XXL-Heftformat unter dem schönen Titel „How birds can keep you from marrying the wrong person“ wunderbar kantige Prints von Tieren, Landschaften und Stillleben. Alle von den Kunstschaffenden und dem Grafikbüro Jungle Books gestalteten Cahiers werden in den kommenden Wochen jeweils in einer eigenen Buchvernissage vorgestellt.