Mack im ZKM: Licht, Licht, immer wieder Licht

Heinz Mack
Mack im ZKM, Ausstellungsansicht ZKM | Karlsruhe 2023, © ZKM | Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe, Foto: Felix Grünschloß
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17. November 2023
Text: Chris Gerbing

Mack im ZKM.
ZKM, Lorenzstr. 19, Karlsruhe.
Mittwoch bis Freitag 10.00 bis 18.00 Uhr, Samstag bis Sonntag 11.00 bis 18.00 Uhr.
Bis 7. April 2024.
www.zkm.de

Heinz Mack
Mack im ZKM, Ausstellungsansicht ZKM | Karlsruhe 2023, © ZKM | Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe, Foto: Felix Grünschloß
Heinz Mack
Heinz Mack, Space Corner (4 Phasen, Idee: 1980-1992, Realisierung 2004 ), © ZKM | Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe, Foto: Felix Grünschloß

Heinz Mack ist von Haus aus Kunsterzieher – die Kunstvermittlung ist ihm entsprechend ebenso mitgegeben, wie das Kunstschaffen. Bei dem agilen 92-Jährigen scheint dies glückliche Fügung zu sein, denn die Vermittlung seiner Anliegen hat er ganz offensichtlich tatkräftig in Karlsruhe unterstützt. In den beiden Lichthöfen beeindrucken zunächst großflächige Installationen, die seine Begeisterung für die Weite der uns umgebenden Atmosphäre und der Wüstenflächen eindrücklich verdeutlichen. Damit gehört der Rheinländer ganz nebenbei zu den frühen Land Art-Künstlern, der, wie seine amerikanischen Kollegen, die Weite, Einförmigkeit und Einsamkeit für großformatige Installationen zu nutzen wusste. Das „Sahara-Projekt“, 1959 erstmals formuliert, gehört zu den Fixpunkten seines künstlerischen Schaffens; immer wieder bereiste er die Wüstenregion. Das ZKM versucht, Macks andauernde Faszination und seinen Umgang mit dem gleißenden Wüstenlicht erfahrbar zu machen: Eine große quadratische Fläche, ausgelegt mit rotem Wüstensand, wirkt, als habe Mack die Oberfläche zum Lichtrelief umdefiniert. Geometrische Formen, bestehend aus gleichmäßig wie mit dem Kamm gezogenen Strukturen, ziehen sich gegeneinander verschränkt über die gesamte Fläche. Darin stehen spiegelnde Objekte unterschiedlicher Größe, darüber hängen blaue Fahnen als Ersatz für den Blick in die Weite des Himmels. Wie Macks Spiegelstelen in der Wüste wirkten, lässt sich sowohl am Großfoto, wie auch dem Film „Tele-Mack“ nachempfinden, der seine Kunstgärten, aber auch seine experimentelle Erforschung des Lichts in der tunesischen Wüste für den Hessischen Rundfunk dokumentiert. Aber nicht nur die Wüste, auch die Arktis in ihrer schneebedeckten, wasserreichen Einsamkeit reizte ihn. Er reagierte darauf mit schwimmenden Plastiken aus Plexiglas, prismatischen, flirrenden Pyramiden und Feuer-Flößen. Es sind, trotz Macks Beschränkung auf Grundformen und die Elemente, künstliche Gärten mit hochpoetischer Wirkung.

Eingebettet sind die Fotografien, Zeichnungen, Reliefs und Filme aus diesen Expeditionen in einen Querschnitt durch sein Œuvre, den er überwiegend selbst beisteuerte, weil viele seiner Kunstwerke bislang keine Käufer gefunden haben. So findet sich ein Raum mit Rotoren – silbrig schimmernde Oberflächen mit regelmäßiger grafischer Grundstruktur, die sich hinter geriffeltem Plexiglas drehen – neben einem Raum, in dem Macks „Lichtspiele“ seit den 1960er Jahren zu sehen sind. Insbesondere hier wird sein Interese für jeweils aktuelle Technologie deutlich, wenn er beispielsweise Fresnel-Linsen und elektrisches Zubehör in Acrylkuben zu immer wieder unterschiedlich farbigen, leuchtenden Objekten verband. Eigens für die Ausstellung hat das ZKM etliche Kunstwerke rekonstruiert, darunter eine „Komposition für den Phosphor-Raum“ (1960) und „Ad Alta Potenza – 16.000 Watt“ (1976). Sie ermöglichen immersive Licht-Erlebnisse und das Eintauchen, beziehungsweise haptische Erfahren von Lichtimpulsen.

Wichtiger Bestandteil der Ausstellung sind Filme beginnend mit „0 x 0 = Kunst“ von 1962, innerhalb dessen die ZERO-Gruppe, deren Mitbegründer Heinz Mack gewesen ist, und ihre Ideen vorgestellt werden. Der künstlerische Nullpunkt, zugleich die Faszination fürs Weltall und die Aufbruchsstimmung der Nachkriegsjahre stecken in dieser international ausgerichteten Gruppierung. Bereits seit dieser Zeit sind Licht und Farbe, aber auch Bewegung und Struktur zentrale Themen von Macks künstlerischem Schaffen. Die Elemente Feuer, Wasser und Luft sind vollwertige Ausdrucksmittel, ebenso wie Licht und Sand, die er mit industriellen Materialien kombinierte. Mit seiner Beschäftigung mit kinetischen Prinzipien, die er mit Naturelementen und Industriematerial verband, revolutionierte er den Skulpturenbegriff. Aktuell ist und bleibt er, weil er mit seinen Kunstwerken auf weit entfernte, abgelegene Orte und ihre Schönheit aufmerksam macht, die heute mehr denn je durch den Klimawandel bedroht sind.