Lukas Quietzsch

Lukas Quietzsch
Lukas Quietzsch, tief emotional in Angriffauf Wahrheit und Wirklichkeit [deeply emotional in assault of truth and reality], 2019, Courtesy the artist and Schiefe Zähne, Berlin
Porträt
11. Juni 2023
Text: Dietrich Roeschmann

Lukas Quietzsch bei Schiefe Zähne, Berlin, Liste Art Fair Basel, Messe Basel, Halle 1.1.
12. bis 18. Juni 2023.
Montag 18.00 bis 20.00 Uhr, Dienstag bis Samstag 12.00 bis 20.00 Uhr, Sonntag 11.00 bis 16.00 Uhr.
www.liste.ch

Lukas Quietzsch
Lukas Quietzsch, gemeine Absichten aus alter Ferne (auf der A9), 2019, Courtesy the artist and Schiefe Zähne, Berlin

Die Bilder von Lukas Quietzsch (*1985) springen einen auf seltsam verhaltene Art an. Großformatig und matt zugleich, farbenfroh, aber irgendwie verblichen, durchkomponiert und offen, rätselhaft und flach. Diese Ambivalenz ist Programm, denn wenn Quietzsch die Gouachefarben mischt, liegen Schwamm und Schleifpapier immer schon bereit, um nicht nur jede Spur von Geste zu tilgen, die der Pinsel hinterlässt, sondern auch den Grund zu bereiten für unzählige weitere Farbschichten, die er in einem ebenso langwierigen Prozess wieder zurücknimmt. Es ist eine ständige Bewegung zwischen Behauptung und Relativierung. So entstehen Interieurs oder Landschaften wie durch beschlagene Scheiben gesehen. Etwa das nächtliche Roadmoviestill „gemeine Absichten aus alter Ferne (A9)“: die Straßenlichter in diffuse Koronen gehüllt, der Wegweiser darüber eine labyrinthische Zeichnung, die darauf hinzuweisen scheint, dass Orientierung im Leben eine wirklich komplexe Sache ist und jeder Abzweig eine neue Gelegenheit bietet, vielleicht sogar die bessere, wer weiß das schon.

In der Zurückgenommnenheit von Quietzschs Bildern liegt eine bemerkenswert selbstbewusste Nostalgie, die weniger das angebliche Glück einer fernen Vergangenheit im Auge hat als den Moment, in dem die Gegenwart aus dem unmittelbaren Jetzt kippt und Intensität dem Interesse weicht, der distanzierteren Form der Zugewandtheit. Davon erzählen die Schleier des Schleifens, aber auch die Motive, die Quietzsch wählt. Verschlungene Zeichnungen, die entfernt an Traumpfadmalereien der Aborigines erinnern, von aufpoppenden Computerfenstern inspirierte Anordnungen dicht gestaffelter Farbfelder, kleinteilige Allover-Kompositionen, die in ihrer blassen Zartheit wie mikroskopische Aufnahmen der physischen Welt im Moment ihrer Auflösung wirken.