Kelly Tissot

Kelly Tissot
Kelly Tissot, Kelly & Valentina (l.), Wed to the dawn (r.), 2022, Kunst Raum Riehen, Foto: Gina Folly
Porträt
12. Juni 2023
Text: Martha Martin-Humpert

Kelly Tissot bei suns.works, Zürich, Liste Art Fair Basel.
12. bis 18. Juni 2023.
Montag 18.00 bis 20.00 Uhr, Dienstag bis Samstag 12.00 bis 20.00 Uhr, Sonntag 11.00 bis 16.00 Uhr.
www.liste.ch

Swiss Art Awards, Messe Basel, Halle 1.1.
12. bis 18. Juni 2023.
Montag 16.30 bis 22.00 Uhr, Dienstag bis Samstag 10.00 bis 22.00 Uhr, Donnerstag 10.00 bis 22.00 Uhr, Sonntag 10.00 bis 16.00 Uhr.
www.swissartawards.ch

Frankreich ist das Land mit der größten landwirtschaftlichen Anbaufläche in der Europäischen Union. Ob das für die 1995 in Basel lebende Kelly Tissot bei der Auswahl ihrer Sujets eine Rolle gespielt hat? Denn immer wieder tauchen in ihren Arbeiten Bezüge zum ländlichen Raum auf, der bei ihr jedoch wenig mit idyllischem Eskapismus und blühenden Weideflächen zu tun hat. Sondern vielmehr wirft sie uns zurück auf die harte Landarbeit, die oft von stummen Dienern verrichtet wird, meistens von Maschinen oder Tieren. Die Tris­tesse der Provinz bleibt dabei dennoch subtil und wird nicht explizit angeprangert. Vielmehr schwingt in den Werken eine sanfte Melancholie mit.

Kelly  lässt sich dennoch nicht dazu hinreißen, den ruralen Raum als ein simples Utopia zu zelebrieren, das es so eigentlich nie gegeben hat. Ihre Fotografien leben von den inneren Widersprüchen. Geborgenheit in der Wildnis, zivilisatorische Funktionalität trifft auf naturgebundene Innerlichkeit. Die Subjekte ihrer Fotografien sehen abgekämpft aus, egal ob es nun Wachhunde, landwirtschaftliche Maschinen oder Vogelscheuchen sind. Sind sie aufgerieben zwischen dem ständigen Oszillieren der Bedeutungen, den Zuschreibungen, dem Bild, das wir uns von ihnen machen und gegen das sie sich nicht wehren können? Denn auffallend ist: der Mensch fungiert hier nur als externer Beobachter. Als Verursacher der zivilisatorischen Bruchkanten taucht er innerhalb der Arbeiten selbst nicht auf, bleibt also nur eine geisterhafte Chimäre, die dennoch eindeutige Spuren in der Landschaft hinterlässt.

Tissots authentische und intime Werke waren in den letzten Jahren schon bei diversen Ausstellungen zu sehen, etwa bei ihrer großen Soloshow im Kunsthaus Baselland 2022 oder im Rahmen der aktuellen Swiss Art Awards. Dieses Jahr ist sie erneut auf der Liste Art Fair Basel vertreten, diesmal mit ihrer Installation „Polka“.