Grüne Guerilla

Garden
Liz Christy in einem ihrer Gärten an der Lower East Side, New York City, 1975, Foto: Donald Loggins
Thema
31. Mai 2023
Text: Redaktion

Garden Futures. Designing with Nature.
Vitra Design Museum, Charles-Eames-Str. 1, Weil am Rhein.
Montag bis Sonntag 10.00 bis 18.00 Uhr.
Bis 3. Oktober 2023.

Gärten der Kartause Ittingen. Zum Nutzen und zur Freude.
Kunstmuseum Thurgau, Kartause Ittingen, Warth.
Montag bis Sonntag 11.00 bis 18.00 Uhr.
Bis Frühjahr 2024.

Parlament der Pflanzen.
Kunstmuseum Liechtenstein, Städtle 32, Vaduz.
Dienstag bis Sonntag 10.00 bis 17.00 Uhr, Donnerstag 10.00 bis 20.00 Uhr.
Bis 22. Oktober 2023.

Design for a Garden.
Von Bartha, Basel, Kannenfeldplatz 6, Basel.
Dienstag bis Freitag 14.00 bis 17.00 Uhr, Samstag 11.00 bis 16.00 Uhr.
Bis 15. Juli 2023.

Garden
Zwei Zellen des Ittinger Museums mit Kräutergarten, Foto: Mirjam Wanner
Garden
Piet Oudolf, Oudolf Garten auf dem Vitra Campus, Weil am Rhein, 2020, © Vitra, Foto: Dejan Jovanovic

Die Aufforderung war unmissverständlich. Auf der Anleitung für Samenbomben der Green Guerillas stand 1976: „Suche ein Grundstück, das einen Zaun hat und auf legalem Weg nicht zu erreichen ist“. Und dann sollte es Christbaumkugeln regnen, gefüllt mit Nährboden, Dünger, Samen und Moos. Drei Jahre später war aus einer Brache in Manhattan wirklich der erste Gemeinschaftsgarten

der Green Guerillas geworden, die 1973 von Liz Christy und einigen Mitstreitern gegründet worden war. Ein Foto, das in der Ausstellung des Vitra Design Museums „Garden Futures. Designing with Nature“ zu sehen ist, zeigt die Künstlerin-Aktivistin in einer Oase inmitten der Metropole. Die Green Guerillas knüpften mit ihren Gemeinschaftsgärten an der europäischen Idee der Allmende an, die es vor Beginn des Baubooms in New York während des 19. Jahrhunderts noch gegeben hatte. Ziviler Ungehorsam paarte sich mit dem Willen zur Gestaltung und einer Sensibilität für soziale Ungerechtigkeit, denn in den wohlhabenden Teilen der Stadt gab es sehr wohl Parks und Gärten.

Das Paradies war so schnell für uns verloren wie es uns zugefallen war, doch einen Garten muss man anlegen und pflegen. Die Fülle von Ausstellungen, die sich derzeit mit Gärten und Pflanzen befassen, hat viel damit zu tun, dass wir wegen des Klimawandels andere Gärten brauchen und sie Sinnbild für gesellschaftliche Veränderungen sind. In Weil am Rhein ist nicht allein eine Gartenschau zu sehen, die das Thema historisch, kulturpolitisch, sozial und postkolonialistisch beleuchtet, auch Piet Oudolfs 4000 Quadratmeter großer Garten auf dem Vitra-Areal erwacht aus dem Winterschlaf. Noch sind es vor allem Frühlingsblumen, die für Farbe sorgen, doch bis in den Herbst werden selbst die verblühten Stauden attraktiv bleiben.

Bereits im St. Galler Klosterplan aus dem frühen 9. Jahrhundert sind Gärten eingezeichnet. Sie dienten der Selbstversorgung, aber auch der Kultivierung von Heilpflanzen. Die Gärten der Kartause von Ittingen spiegeln dies heute noch wider. Klos­tergärten repräsentieren eine andere Ordnung als etwa Gärten des Absolutismus. Auch sie brauchten eine Umfriedung, um sie zu schützen, doch sie standen für ein spirituelles Weltbild. Heute dienen sie zunehmend der Bewahrung von Natur und Biodiversität, in Warth etwa gibt es einen Samengarten, damit auch die nächste Pflanzengeneration hier gezogen werden kann.