Kunst prüft Klimaziele. In diesem Frühjahr widmen sich gleich mehrere Ausstellungen der Frage, ob der Planet Erde, wie wir ihn kennen, noch zu retten ist

Klima
Fabian Knecht, Isolation (Rasenstück), 2015, © Fabian Knecht, VG Bild-Kunst, Bonn 2022
Thema
25. April 2023
Text: Redaktion

Bundesgartenschau 2023, Mannheim,Spinelli-Gelände.
14. April bis 8. Oktober 2023.
www.buga23.de

1,5 Grad. Verflechtungen von Leben, Kosmos und Technik.
Kunsthalle Mannheim, Friedrichsplatz 4, Mannheim.
7. April bis 8. Oktober 2023.
www.kuma.art

Artists for Nature!
Museum PfalzgalerieKaiserslautern, Museumsplatz 1, Kaiserslautern.
6. Mai bis 24. September 2023.
www.mpk.de

Swaantje Güntzel: Instant Paradise.
Stadtgalerie Bamberg, Villa Dessauer, Hainstr. 4a, Bamberg.
26. April bis 13. August 2023.

Klima
Otobong Nkanga, Unearthed – Twilight, 2021, Foto: Markus Tretter, © Otobong Nkanga, Kunsthaus Bregenz
Klima
Swaantje Güntzel, Plus size heroine with short dark hair wearing a turtle neck fighting orbital debris, 2022, Courtesy the artist

Wenn am 14. April in Mannheim die Bundesgartenschau eröffnet, brechen für die Büsche und Gräser in Fabian Knechts jünster Außenarbeit aus der Serie „Isolation“ lange Wochen unter künstlichem Licht an. Auf Einladung der Kunsthalle Mannheim, die mit der BUGA 2023 kooperiert, wird der Berliner Künstler ein Stück Brache auf dem Gartenschaugelände mit einem begehbaren fensterlosen White Cube überbauen und so das beiläufige Wuchern der Natur an der Peripherie der Stadt samt Mauselöchern, Pfützen und Insekten zur Performance deklarieren. Ein Projekt, das die Aufmerksamkeit auf das Leben vor unseren Füßen lenkt und zugleich ein Modell liefert für unser funktionales, bestenfalls lethargisches Verhältnis zur Natur, die wir gerne um uns haben, wenn wir sie brauchen, die sich ansonsten aber bitte um sich selbst kümmern soll. Das tut sie selbstverständlich, auch ohne unsere Aufforderung, allerdings in ihrem eigenen Tempo, und es könnte gut sein, dass das am Ende etwas zu bedächtig ist, um die gröbs­ten Verwüstungen durch die Menschen des globalen Nordens wieder auszubügeln, bevor sich die gesamte Menschheit infolge des selbstgemachten Klimawandels und Artensterbens aus der Erdgeschichte verabschiedet haben wird.

Die Kunsthalle Mannheim widmet sich dieser Entwicklung in der Ausstellung „1,5 Grad“ aus unterschiedlichen Perspektiven. Hier geht es um ökologische und ökonomische Effekte etwa des Ressourcenhungers oder der Tatenlosigkeit der Politik, aber auch um den Fortschritt in Wissenschaft und Technologie, den die Klimakrise bewirkt. Gleich mehrere Kapitel, die so unterschiedliche Künstler:innen wie Otobong Nkanga, Laure Prouvost und Anselm Kiefer zusammenbringen, zielen auf die dringende Revision des Selbstbildes der Menschen in ihrem Verhältnis zur Biosphäre und zum Kosmos.

„Ist unser Planet noch zu retten?“, fragt auch im Museum Pfalzgalerie in Kaiserslautern eine Gruppenschau unter dem aktivistischen Titel „Artists for Nature!“. Pessimistisch stimmen da Betty Beiers Bodenprofile zerstörter Landschaften oder die Fotografien von Thomas Wrede, der das Abschmelzen der Alpengletscher aus nächster Nähe dokumentiert; Zuversicht dagegen verbreiten Gemüsebeetinstallationen von Gabriela Oberkofler im Look von Zucht-Laboren und Community-Gärten. Auch die in Hamburg lebende Künstlerin Swaantje Güntzel setzt sich in ihren Arbeiten mit den Folgen der Entfremdung der Menschen von der Natur auseinander, seit mehr als 20 Jahren. Einen umfassenden Überblick über ihr Werk gibt jetzt erstmals eine Soloschau in Bamberg. Mit dabei: ihre „Space Heroines“, die angetreten sind, das All von Weltraumschrott zu säubern.