Heba Y. Amin: The Last Witness. Relikte kolonialer Geschichte

Heba Y. Amin, The Last Witness, 2017, Video Still, Courtesy the artist
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20. März 2023
Text: Nicole Büsing & Heiko Klaas

Heba Y. Amin: The Last Witness.
Städtische Galerie Nordhorn,
Vechteaue 2, Nordhorn.
Dienstag bis Freitag 14.00 bis 17.00 Uhr, Sam,stag 14.00 bis 18.00 Uhr, So 11.00 bis 18.00 Uhr.
Bis 7. Mai 2023
www.staedtische-galerie.nordhorn.de

[— artline Nord] „The Last Witness“ lautet der Titel einer Ausstellung, mit der die Städtische Galerie Nordhorn jetzt die aktuelle Preisträgerin des Kunstpreises der niedersächsischen Stadt ehrt. Mit der 1980 in Kairo geborenen und seit 2010 in Berlin lebenden ägyptischen Künstlerin Heba Y. Amin wird eine Position ausgezeichnet, die mit den Mitteln der künstlerischen Recherche, der Satire und spekulativen Ansätzen historische Narrative, Utopien und Fortschrittserzählungen auf den künstlerischen Prüfstand stellt. Ihr multimedialer Ansatz zeichnet sich durch die Verwendung so unterschiedlicher Medien wie Film, Fotografie, Installation, und (Lecture-)Performance aus. Ihre postkolonial unterfütterten Arbeiten waren bereits in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen weltweit zu sehen. So unter anderem auf den Biennalen in Berlin, Istanbul und Dakar, im New Yorker Guggenheim Museum, dem Kunstverein in Hamburg und dem Kunstmuseum Wolfsburg.

Der Kunstpreis der Stadt Nordhorn wird seit 1979 jährlich vergeben und ist mit 4.500 Euro dotiert. Verbunden damit sind eine Ausstellung in der Städtischen Galerie Nordhorn und eine Publikation. Thomas Niemeyer, der Leiter der Städtischen Galerie, lädt jedes Jahr drei Persönlichkeiten aus dem Kunstbetrieb ein, jeweils zwei Vorschläge zu machen. Eine lokale Jury entscheidet dann über die endgültige Preis­vergabe. Amin war von Bettina Steinbrügge, der Generaldirektorin des Mudam in Luxemburg, nominiert worden. In ihrer Preisträgerinnenausstellung zeigt sie Arbeiten, die zwischen 2011 und 2022 entstanden sind, darunter die titelgebende Arbeit „The Last Witness“ (2017). Wie in vielen anderen Arbeiten untersucht Amin auch hier Relikte kolonialer Ge­schichte. Im Mittelpunkt der Zweikanal-Videoprojektion steht der letzte Bewohner eines nach und nach unter Sand­dünen verschwindenden, ehemaligen Vor­pos­tens der spanischen Kolonialmacht in der bis heu­te territorial umstrittenen Westsahara. Amin konfrontiert dessen sentimentale Kindheitserinnerungen mit der bru­talen Realität des Unabhängigkeitskampfes. Im Zentrum weiterer Arbeiten stehen französische Atomwaffenversuche in Algerien und subversive künstlerische Strategien gegen die Unterdrückung der Meinungsfreiheit durch den ägyptischen Überwachungsstaat.

2019 hat Heba Y. Amin ihren Ansatz in einem Interview so beschrieben: „In den meisten meiner Arbeiten rekontextualisiere ich historische Narrative und drehe sie herum. Ich verkörpere bestimmte Taktiken – es ist eine performative Weise, Geschichte zu verstehen. Ich finde es interessant, mich der gleichen Strategien zu bedienen, die die Kolonialmächte in Afrika und im Nahen Osten einsetzten, und darüber nachzudenken, wie sie heute angewendet werden würden.“