Landpartie Teil II

David Semper, Luftzug, 2022, Installationsansicht Bammerthüsli, Kunst Projekte, 2022, Foto: David Semper
Thema
5. Juli 2022
Text: Redaktion

Bammerthüsli. Kunst Projekte, Müllheim.
Bis 2. Oktober 2022.
www.bammerthuesli.de

Heidi Bucher, Muzeum Susch.
16. Juli bis 4. Dezember 2022.
www.muzeumsusch.ch

Hemauer/ Keller, Fundaziun Nairs.
9. Juli bis 23. Oktober 2022.
www.nairs.ch

Landesgartenschau Neuenburg.
Bis 3. Oktober 2022.
www.neuenburg2022.de

Ania Dziezewska, Schwebender Hybrid, 2022 (l.); Herbert X. Maier, ohne Titel, 2022 (r.), Courtesy the artists, Foto: Landesgartenschau Neuenburg 2022

Bammerthüsli. Kunst Projekte, Müllheim
Lässt man bei Müllheim den Blick über die Weinberge schweifen, ragt alle paar hundert Meter ein kleines Häuschen aus den Reben. Es sind Dutzende, meist zweistöckig, mit Spitzdach, quadratischem Grundriss und je einem Fenster in jede Himmelsrichtung. Viele dieser Bauten, die hier seit dem 18. Jahrhundert entstanden, stehen heute leer. In manchen treffen sich Jugendliche, an anderen nagt die Witterung, wenige werden genutzt, etwa als Gedenkort oder Wasserhochbehälter. Früher dienten die sogeannten „Bammerthüsli“ den Bannwarten als Unterstand und Aussichtspunkt, um ihrem Job nachzugehen: dem Schutz der Reben vor Vögeln und Dieben. Der in Köln lebende Künstler Kriz Olbricht, der in Müllheim aufwuchs, lud nun fünf befreundete Kunstschaffende ein, mit ihren Arbeiten auf einige dieser eigentümlichen Kleinarchitekturen zu reagieren und ihre Verbindungen in der Landschaft zu thematisieren. Mit dabei sind Sophie Innmann, Tanja Kodlin, Anna Schütten, Ramón Graefenstein, David Semper und Kriz Olbricht.

Heidi Bucher, Muzeum Susch
Gut möglich, dass die ungewöhnlichen Räume des Muzeum Susch in Zuoz Heidi Bucher (1926-1993) zu Arbeiten gereizt hätten. Das Museum geht auf eine Klosteranlage des 12. Jahrhunderts zurück, die im 19. Jahrhundert durch eine Brauerei ergänzt wurde. Die Lage war durchaus strategisch und ist heute vor allem idyllisch. Hier das Inntal, dort das Alpenpanorama und dann noch die historische Bausubstanz. Und nicht zu vergessen: Wir befinden uns im Engadin. Im Muzeum Susch sind einige Arbeiten dauerhaft installiert, etwa von Mirko Baselgia, der sich intensiv mit der Natur befasst, und von Not Vital, der einen Turm auf das Gelände gesetzt hat. Neben diesen festen Installationen finden im Museum, das 2019 gegründet wurde, auch Wechselausstellungen statt. Im Sommer wird es eine Schau mit gut 70 Werken der Schweizer Künstlerin Heidi Bucher sein. Sie wurde mit Latexhäuten bekannt, mit denen sie die Hohlform von Innenräumen auskleidete. In Zuoz sind aber auch kürzlich wiederentdeckte Filme, Skulpturen und Papierarbeiten von ihr zu sehen.      

Hemauer / Keller, Fundaziun NAIRS
„Wir haben die Erde erschöpft/müssen neue Verschwendungen finden“, heißt es in der Postpe­trolistischen Internationalen (PI) von Christina Hemauer und Roman Keller. Das Künstlerpaar hat vor einigen Jahren bereits mit der Energiewende sein Thema gefunden. Und so geht die PI auf das Jahr 2009 zurück. Dass sie immer noch aktuell ist, gehört zu den größten Problemen der Menschheit. Hemauer/Keller haben jedoch nicht resigniert, der Mensch ist kein Asket, aber man kann ihn lenken. Auf der Suche nach neuen Verschwendungen sind die beiden beim Scuoler Brauch des Strohmanns fündig geworden. Am ersten Samstag des Februars winden Schüler aus Roggenstroh dicke Schnüre, die um einen knapp zehn Meter langen Mast gewickelt werden. Am Ende wird er angezündet. Der Hom Strom ist ein Brauch, an dem viele beteiligt sind. Auch ein Bauer, der das Getreide, das von Hand geschnitten werden muss, extra stehen lässt. In Scuol zeigt Hemauer/Keller auch Arbeiten, die sich mit den wissenschaftlichen Aufzeichnungen der Schneemessung befassen.    

Landesgartenschau 2022, Neuenburg am Rhein
Die Kunst spielt auf einer Landesgartenschau natürlich nicht die Hauptrolle. Aber man kann sich anhand der Kunst über Landmarken einen Weg durchs Gelände bahnen. Dass es Kunstschaffende aus dem Dreiländereck sein sollten, ist fast selbstverständlich, schaut man sich die Lage von Neuenburg an. Frankreich und die Schweiz liegen in unmittelbarer Nachbarschaft. Der Freiburger CW Loth etwa bezieht sich mit seinem Holzboot ebenso auf den Rhein wie Hubert Vaxelaire, der in St. Louis lebt und am Fluss Steine gesammelt hat. Er erinnert mit Skulpturen an die früheren Rheinmarken, doch ein wenig ähneln sie auch Zapfen. Im Hochsommer wird zudem das Freiburger Morat Institut in Neuenburg zu Gast sein und Bilder und Skulpturen aus der Sammlung zeigen, u.a. von Herbert X. Maier.