Kinke Kooi

Kinke Kooi, Sweet Care, 2020, Courtesy the artist & Lucas Hirsch, Düsseldorf
Porträt
13. Juni 2022
Text: Martha Martin-Humpert

Kinke Kooi bei Lucas Hirsch, Düsseldorf, an der Liste Art Fair Basel, Messe Basel, Halle 1.1
www.lucashirsch.com

Perlen in Pastell, verschlungene Falten und wulstige Ausstülpungen sind nur einige der wiederkehrenden Elemente im Werk von Kinke Kooi. Die niederländische Künstlerin wurde 1961 in Leuwaarden geboren und studierte später an der Akademie in Arnhem, wo sie heute lebt und arbeitet. „Preventing the sharp from being sharp“ – so der Titel ihrer Soloausstellung in New York 2016 – kann durchaus als das zentrale Motiv ihrer künstlerischen Vorgehensweise verstanden werden. Das Scharfe, das Spitze und das Raue sind Kooi zu unbequem, es schließt aus und verletzt. Doch da diverse gesellschaftliche Ungemütlichkeiten nun mal existieren, muss man sich damit auseinandersetzen.

Ihre Taktik: Sie packt das Ungeliebte in Sanftheit und macht es so erst erträglich. Was in ihren Arbeiten auf den ersten Blick also lieblich erscheint, ist nur die Hülle für das darunter liegende Messer. Hinter der Vielfalt der filigranen Formen verstecken sich Fragestellungen zu Gleichberechtigung, Exklusivität und Frauenbildern. Die Bilder erinnern an Darstellungen aus älteren Biologiebüchern, wo auf leicht vergilbten Seiten der Aufbau von Zellen und Organismen erklärt wird. Doch bei Kooi fehlen die Markierung, wir können nur mutmaßen und gedanklich in das fast psychedelische Treiben aus Acryl und Gouache eintauchen. Fokussiertes Betrachten als Hilfsmittel, um die Wirklichkeit zu sezieren und neu zu entdecken. „I have the feeling that nothing is invisible if you really look carefully enough. I think many things may appear invisible because they are so subtle. I believe in the power of subtlety. Usually subtlety seems insignificant; it only becomes significant when you zoom in.” Wer das auf der Liste tun will, kann bei der Galerie Lucas Hirsch vorbeischauen.