Sofia Durrieu

Sofia Durrieu, Puppet – me, 2018, Performance, Ruth Benzacar Gallery, Courtesy the artist
Porträt
11. Juni 2022
Text: Annette Hoffmann

Sofia Durrieu an den Swiss Art Awards, Messe Basel, Halle 1.1

Sofia Durrieu, Three Forward Attitudes – Repentetris, 2020, Installationsansicht Der Tank, Basel, Courtesy the artist

Im Aufsatz „Über das Marionettentheater“ lässt Heinrich von Kleist zwei Männer über die Anmut von Bewegungen diskutieren. Einer der Schlüsse, die die beiden ziehen, ist, dass je unbewusster sie vollzogen werden, desto weniger geziert sind sie. Daran kann man denken, wenn man Arbeiten von Sofia Durrieu (*1980) sieht. Die Künstlerin, die in Buenes Aires geboren wurde und in Fontainbleau aufwuchs, hat lange Ballett getanzt. Sie versuchte vieles, nur die Kunst nicht. Vor mehr als zehn Jahren wandte sie sich der Keramik zu, 2018 ging sie dann nach Basel, um ihren Master am Institut Kunst zu machen. Im gleichen Jahr zeigte Durrieu ihre Performance „Puppet – me“, bei der sie wie eine Puppe an den Wänden hing, gehalten durch Seile, die durch Ösen der Manschetten gezogen waren, die sie an ihrem Körper trug. Im hautfarbenen Suit sah sie ein bisschen aus wie ein Dummy, der bewegt werden konnte, indem die Besucher der Performance mit Haken sich in die Ösen einfädelten. Und der von den Ausstellungsbesuchern mit kleinen Gadgets aus Federn oder Leder behängt werden konnte. Die Bewegungen Durrieus waren unwillkürlich und nicht von ihr selbst gesteuert.

Für die Examensausstellung 2020 im Kunsthaus Baselland entwickelte sie mehrere Handlungsanweisungen wie „constantly touch the air with your skin“ oder forderte auf für die Dauer eines Wiegenliedes leise und zum Raum abgewandt sich etwas vorzusingen. „Out of order“ hatte sie diese Performances genannt, die anders als die von Erwin Wurm nicht auf Komik setzten, sondern die Souveränität des Körpers und des Willens untergruben. Es blieb nicht unbemerkt, 2021 wurde ihr der Werkbeitrag des Kunstkredit Basel zugesprochen, die Ausstellung in der Kunsthalle Basel wird im Herbst folgen. Sofia Durrieu ist nah an dem, was in der zeitgenössischen Performance- und Tanzszene passiert und dabei ganz ungeziert.