Patrick Fuchs

Patrick Fuchs, aus der Serie: Songs of Darkness – Songs of Light, 2021, Courtesy Galerie 94, Baden
Porträt
8. Juni 2022
Text: Marc Peschke

Patrick Fuchs bei Galerie 94, Baden, Photo Basel im Volkshaus, Rebgasse 12-14, Basel.

Patrick Fuchs, aus der Serie: Songs of Darkness – Songs of Light, 2021, Courtesy Galerie 94, Baden

Aufgewachsen ist Patrick Fuchs mit Blick auf die Churfirsten in den Appenzeller Alpen. Dieser Blick war es womöglich, der die Sinne schon früh schärfte. Denn bis heute ist es das, was die Fotografie des 1973 geborenen Künstlers auszeichnet: Sinnlichkeit, gepaart mit Minimalismus, Konzept, Präzision und Ruhe.

Das Thema von Fuchs‘ freien Serien ist der Alltag und die Erinnerung. Die Besonderheit im Alltäglichen fand der Künstler in seiner konzeptionellen Serie der „Schneezeichen“: jene bunten Holz-Stangen in den Alpen, die bei Schnee die Straße markieren und die sich in allen Regionen in Länge, Dicke und farblicher Gestaltung unterscheiden. Die Serie steht für die Möglichkeiten, Poetisches im Alltag zu finden – die nüchterne Darstellung vor grauem Hintergrund verunklärt den Kontext und lässt die Objekte an Speere oder Totems erinnern. Ähnlich funktioniert auch die Werkreihe der vor schwarzem Hintergrund fotografierten „Nistkästen“.

Die aktuellste Serie heißt „Songs of Darkness – Songs of Light“: eine Hommage an das fiktive Musikstück der Sonate von Vinteuil aus Marcel Prousts „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“. Fuchs verfolgt hier die Idee, bruchstückhafte und traumhafte Erinnerungen wachzurufen und zu visualisieren, indem er persönliche Erinnerungsstücke – Familienfotos, Plüschtiere oder Liebesbriefe – auf einem sich drehenden Plattenteller mit langer Belichtungszeit fotografiert.

Was so entsteht, neue Formen, Unschärfen und Farbschlieren, ist abstrakte und subjektiv-persönlich-biografische Kunst, welche die Überlagerung der Erinnerungen, der Nachklänge des Vergangenen zum Thema hat. In der Erschaffung solcher Zeitkapseln gelingt Fuchs eine persönliche Annäherung an die Vergangenheit und auch eine leuchtende Hommage an die verlorene Zeit selbst.