Global Art Market Report: zwischen Pandemie und Krieg

Art Basel in Basel, 2021,© Art Basel
Thema
1. Juni 2022
Text: Redaktion

Alles ist in Bewegung? Okay, das war schon immer so. Aber aktuell scheint noch mehr Bewegung in die Bewegung gekommen zu sein, so dass es manchmal schwer fällt, sich noch so etwas wie festen Boden unter den Füßen vorzustellen. Als Clare McAndrew etwa Ende März den von ihr recherchierten „Art Basel & UBS Global Art Market Report 2021“ vorstellte, hatte sich die Welt, von der er erzählte, längst weitergedreht. Plötzlich musste niemand mehr Maske tragen im Museum, Vernissagen fühlten sich so an wie einst und an den Auktionen konnte man die Anspannung in den Gesichtern der Sammelnden wieder sehen, statt sie nur in ihren Augen ablesen zu müssen.

Dabei gab es für sie laut Global Art Market Report 2021 eigentlich kaum Anlass zur Sorge. Im Gegenteil. Anders als befürchtet hat sich der internationale Kunstmarkt im vergangenen Jahr nämlich erstaunlich gut von den Folgen der Corona-Pandemie erholt. Nachdem die Umsätze mit Kunst 2020 dramatisch eingebrochen waren, stiegen sie 2021 um 29 Prozent auf 65,1 Milliarden US-Dollar und ließen damit sogar das Jahr 2019 hinter sich. Der mit Abstand größte Kunstmarkt war mit 28 Mrd. Dollar erneut der US-amerikanische (Marktanteil: 43%), gefolgt von China (20%), Großbritannien (17%) und der EU (14%). Die Schweiz ist mit gut einer Millarde Dollar dabei (knapp 2%). Der Anteil der Auktionshäuser betrug mit 30,4 Mrd. etwa 47% des Gesamtumsatzes, der der Galerien mit 34,7 Mrd. Dollar knapp 53%. Profitiert haben von der Erholung vor allem die großen Galerien mit einem Jahresumsatz von bis zu 10 Mrd. Dollar. Sie legten um unglaubliche 35% zu. Deutlich magerer  war das Plus bei Galerien mit Jahresumsätzen unter 500.000 Dollar, die in Deutschland und in der Schweiz zahlenmäßig den größten Anteil ausmachen. Doch auch sie konnten ihre Umsätze um bis zu 13% steigern.

Ein Grund zum Aufatmen ist das aber nur bedingt. Mit dem völkerrechtswidrigen Angriff Russlands auf die Ukraine, den internationalen Sanktionen angesichts dieser Aggression und der Aufteilung der Welt in Staaten, die ihre Beziehungen zu Putin derzeit entweder aufkündigen oder vertiefen, haben sich auch die Verhältnisse auf dem Kunstmarkt erneut verschoben. Wegen gekappter Flugverbindungen oder weil sie auf den EU-Sanktionslisten stehen werden viele russische  Sammler*innen der Art Basel in diesem Jahr wohl fernbleiben. Mit den „Art Market Principles und Best Practises“ hat man hier zudem ein Regelwerk geschaffen, das helfen soll, kriminelle Aktivitäten von Samm­ler*innen oder Aussteller*innen aufzudecken und das jede Form von Geldwäsche – auch jede Umgehung von Sanktionen etwa durch putintreue, kunstaffine Oligarchen wie Roman Abramowitsch oder Pjotr Awen – verhindern soll. Die Liste Art Fair Basel, die parallel zur Art Basel stattfindet, reagierte auf die russische Aggression übrigens mit der gezielten Einladung des Netzwerks The Naked Room aus Kiew (s.S. 22) und einem Filmprogramm ukrainischer Künstler*innen. Vorerst kein Thema sind Krieg oder Pandemie dagegen bei dem traditionellen Warmlaufen für die Basler Messewoche am Zurich Art Weekend.