Fritz Hauser, Sweet Spot: Freundschaftlich verbunden

Fritz Hauser, Sweet Spot, 2021, Courtesy the artist
Review > Basel > Kunsthaus Baselland
21. März 2022
Text: Iris Kretzschmar

Fritz Hauser: Sweet Spot, mit Boa Baumann, Isabel Bürgin, Erich Busslinger, Camenisch/Vetsch, Brigitte Dubach, Raimund Girke, Sabine Hertig, Miller & Maranta, Marius Rappo, Maja Rieder, Patrick Steffen, Jürgen Wiesner und Fabia Zindel.
Kunsthaus Baselland, St. Jakob-Str. 170, Basel-Muttenz.
Dienstag bis Sonntag 11.00 bis 17.00 Uhr.
Bis 27. März 2022.
www.kunsthausbaselland.ch

Wo Industriebauten, Fussballstadion, Baustellen, Strassenkreuzungen und Autobahn in einem überbordenden lärmigen Mix zusammenstossen, steht das Kunsthaus Baselland: ein sozialer Unort. Umso wohltuender ist der Besuch der Ausstellung „Sweet Spot“ – ein Ort, der die Hektik des Aussenraums vergessen lässt. Der Musik entlehnt, beschreibt der Begriff den optimalen Anspielort von Instrumenten – hier im übertragenen Sinn für das harmonische Zusammenwirken unterschiedlicher künstlerischer Disziplinen vor Ort.

Im abgedunkelten Foyer wird die Aufmerksamkeit durch ein Cluster aus leisen Tönen geweckt. Ephemere Farb- und Formgebilde gleiten über die Wände – es beginnt ein Rundgang im Wechsel von Sehen und Lauschen. Drei Etagen hat der bekannte Basler Klangwerker Fritz Hauser (*1953) zusammen mit 13 ausgewählten Kunstschaffenden bespielt. Entstanden ist eine vielschichtige Installation, in der Farbe, Licht, Malerei, Video, Zeichnung und Textil Design ins Zwiegespräch mit Tönen treten.

Zum Auftakt verbindet „Im Kopf“ Ideen und Projekte eines schöpferischen Lebens. Spartenübergreifende Kollaborationen und freundschaftliche Begegnungen werden hier zur räumlichen Installation verwoben. Seit über 30 Jahren arbeitet Hauser mit dem Architekten Boa Baumann und der Lichtdesignerin Brigitte Dubach zusammen. Das dunkle Foyer ist mit grossen Kuben bespielt, die an den Wänden hängen oder auf dem Boden stehen und an Formen von Kasimir Malewitschs Architektonplastiken erinnern. Über ihre kantigen Oberflächen legen sich Projektionen wie farbige Häute, begleitet von einer feinen Klangkulisse. Bilder von abstrakten Formen wechseln mit Naturszenarien, Gebautes und Gewachsenes durchdringen sich. Von links fliessen farbige Lichtbahnen ins Foyer.

Die Lichtdesignerin Brigitte Dubach lässt zu Hausers Klängen die ganze Palette an Spektralfarben in geometrischer Ordnung aufleuchten. Eindrücklich wie die leuchtenden Fensterscheiben die Atmosphäre im Raum je nach Wetter und Tageszeit verändern.

Unter die diskrete Soundkulisse mischt sich rhythmisches Scheppern von Diaprojektoren, ein Ballett sich überlagernder Farbräume. Gemalte Bilder von Maja Rieder (*1979) im ersten Stock sind aus einer Performance hervorgegangen. Mit Papier bespannte Kuben, eine Trommel für Hauser, wurden zum Malgrund der Künstlerin. Auf der gleichen Etage finden sich Experimente mit Sabine Hertig (*1982). Ein Jahr lang haben Hauser und die Künstlerin im Dialog gearbeitet. Entstanden sind Collagen nach Tonspuren und Klänge, die auf ihre Bilder reagierten.

Unten gedehntes Sehen in den Videos von Erich Busslinger (*1949) und Patrick Steffen (*1969). Die meditativen Bilderströme erinnern an Reisen durch die Landschaft. Innehalten auf der klingenden Bank – davor liegen in Grüntönen gewebte weiche Teppiche im Dialog mit Farbkonzepten von Isabel Bürgin. Auch hier Zeit und Naturerlebnis sinnlich transformiert. Ganz still wird es vor den Farbfeldern von Fabia Zindel (*1968), die mit einer Gruppe von Becken kommunizieren – Sound wird zur reinen Vorstellung. Im letzten Raum verdichten sich Bild und Klang zum Allover einer silbernen Gräser- und Wasserwelt, „Havarie“, von Camenisch | Vetsch. Das Kunsthaus hat sich in einen atmenden Klangkörper verwandelt – auftauchen und zurück nach draussen, wo der lärmige Alltag wartet.