Gegenüber vom Fast Food-Restaurant: der temporäre Off-Space gvbk in Freiburg

gvbk, Außenansicht, Foto: Max Siebenhaar
Thema > Freiburg
11. Januar 2022
Text: Dietrich Roeschmann

gvbk
Bismarckallee 18-20, Freiburg.
Mittwoch bis Sonntag 18.00 bis 20.00 Uhr.
Programm unter www.delphi-space.com/gvbk

Der Freiburger Feierabendverkehr schiebt sich zäh über die Kreuzung an der Bismarckallee, Ecke Friedrichring. Durch die großen Fenster des Ladengeschäfts im Erdgeschoss des ehemaligen Commerzbank-Hochhauses scheint grelles Licht auf den Vorplatz. Ende November hat hier der neue Kunstraum „gvbk“ eröffnet. In der ersten Ausstellung „Down By The River“ waren Arbeiten von neun Künstler*innen aus Freiburg, Karlsruhe, Basel und Mulhouse zu sehen, passend zu der einen Tag zuvor gestarteten Regionale. „Das Zusammenbringen der einzelnen Szenen vor Ort ist uns hier wichtig“, sagt Daniel Vollmer. Der Kunsthistoriker ist Mitglied des Künstler*innen- und Kurator*innenkollektivs, das den einstigen Computerladen bis Ende Januar bespielen wird. Es ist nicht das erste Mal, dass die Gruppe Kunst in Räume bringt, die wegen einer Geschäftsaufgabe leer stehen, auf die Sanierung warten oder auf den Abriss. Schon 2019 hatten Vollmer, der Künstler Max Siebenhaar und Lou van der Heyde, die derzeit in Paris studiert, in der Beurbarung in einer früheren Metzgerei den Kunst- und Quartierraum DELPHI gegründet, der sich sowohl in der Nachbarschaft als auch in der Kunstszene längst etabliert hat als offener und über die Grenzen Freiburgs hinaus viel beachteter Ort für Lesungen, Diskussionen, Performances und thematisch gefasste Ausstellungen. Im Sommer 2021 war hier die „Biennale für Freiburg“ mit mehreren Veranstaltungen zu Gast, kurz zuvor war es bereits zur Zusammenarbeit mit dem Basler Atelier Mondial und dem Institut Kunst der Hochschule für Gestaltung gekommen.

Im vergangenen Frühjahr wurde das Kollektiv dann auf das verlassene OBI-Gebäude am Zubringer Freiburg-Süd aufmerksam und war begeistert: 10.000 Quadratmeter Leerstand als potenzieller Freiraum für die lokale Kunst und Kultur in XXL-Format. Die Gruppe trat mit dem Immobilienentwickler Peter Unmüssig in Kontakt, dem das Gebäude gehört, holte das Tanznetz, das Kommunale Kino und andere Kulturschaffende mit ins Boot und beantragte schließlich für eine mehrmonatige Zwischennutzung eine Landesförderung im Rahmen des Programms „Kunst trotz Abstand“. Mit Erfolg – auch dank Unterstützung der in solchen Projekten erfahrenen Freiburger „Interessengemeinschaft für Angewandte Lebensfreude“ (IAL). Dass das OBI-Projekt am Ende nicht zustande kam, hatte mehrere Gründe – zu viel Platz bei zu hohen Kosten und zu kurzer Laufzeit. Stattdessen bot Unmüssig dem jungen Kollektiv das bis zur Sanierung leer stehende Ladengeschäft an der Freiburger Bismarcksallee zur temporären Nutzung an. Vorerst bis Ende Januar wird die Gruppe um Max Siebenhaar und Daniel Vollmer die 370 Quadratmeter in bester Lage mit vier Ausstellungen bespielen. Nach der Premiere, die sich Fragen des Transhumanismus widmete, zeigten sie im „gvbk“ unter anderem die Gruppenschau „Salon de fiestas“ mit thematischem Fokus auf Mexiko. Aktuell ist die Fotografie-Ausstellung „A9 | A6 | A5“ mit Arbeiten von Absolventinnen und Absolventen der legendären Berliner Ostkreuz-Schule zu sehen. Am kommenden Wochenende eröffnet schließlich die Schau „Heidegger’s Valley or Techne & The 3 Fools“. Daneben gibt es regelmäßig eine Schreibwerkstatt, eine von Julia Klockow vom TanzNetz kuratierte Performancereihe und ein Filmprogramm des Kommunalen Kinos.