Christian Lutz: Citizens, Edition Patrick Frey, Zürich 2021, 220 S., 50 Euro | ca. 52 Franken
Christian Lutz (*1973) und das MCG (Mouvement Citoyens genevois) haben eine Gemeinsamkeit: Sie stammen beide aus Genf. 2005 wurde die Protestpartei von Mitgliedern der Schweizer Volkspartei (SVP) gegründet, denen diese nicht mehr radikal genug war. Vier Jahre später wurde MCG zweitstärkste Kraft im Kanton Genf, doch seitdem kann sie – anders als die SVP – nicht an ihrem Erfolg anknüpfen. Für Lutz begann mit dem Rechtsruck in seiner schweizerischen Heimat eine Reise an die Orte in Europa, wo der so genannte gesunde Menschenverstand das Verhalten bei Wahlen steuert. Sie dauerte von 2013 bis 2020. Er hat Städte von einer erwartbaren Tristesse fotografiert, wo es kaum mehr einen öffentlichen, gemeinsamen Raum gibt, der Menschen zusammenkommen lässt. Viele verbarrikadierte Häuser, viele akkurat gezogene Scheitel, viel Ballonseide, Elend, Armut und Alkohol. Schlicht „Citizens“ hat Lutz diesen Bildband genannt, der Titel klingt als wollte er einerseits den Rechten nicht den Begriff des Citoyen, des Staatsbürgers, überlassen und andererseits an die Verantwortung aller appellieren, diese auch wahrzunehmen und den öffentlichen Raum als einen politischen und sozialen zu verstehen.